Akteur-Netzwerk-Theorie

Die Akteur-Netzwerk-Theorie (ANT, englisch actor-network theory) ist eine sozialwissenschaftliche Schule, die sich ab den 1980er Jahren im Bereich der Science and Technology Studies (STS) entwickelt hat und sich von dort aus auch in anderen Bereichen der Soziologie und benachbarter Disziplinen etablieren konnte.

Kerngedanke der Akteur-Netzwerk-Theorie ist, dass die Gesellschaft bzw. Welt netzwerkartig verfasst ist und sich aus verschiedenen Elementen zusammensetzt. Dieser Zusammenschluss unterschiedlicher Elemente zu mehr oder weniger kohärenten Akteuren wird von der Akteur-Netzwerk-Theorie als der zentrale Untersuchungsgegenstand der Soziologie gesehen. Sie identifiziert das Soziale mit Assoziationen, die sich zwischen verschiedenartigen (heterogenen) Entitäten entfalten können.

Damit verbindet sie auch eine Kritik der klassischen Soziologie in der Tradition Émile Durkheims und vielen ihrer gängigen Konzepte wie Gesellschaft, Interaktion, Struktur oder der Unterscheidung zwischen Mikro- und Makroebene. Die ursprünglichen Methoden der Akteur-Netzwerk-Theorie sind Ethnografie und Semiotik, mit der Zeit fand sie aber auch im Bereich der Diskursanalyse und bei historischen Untersuchungen Anwendung.

Die maßgeblichen theoretischen Beiträge zur Akteur-Netzwerk-Theorie wurden vor allem von Michel Callon, John Law und Bruno Latour ausgearbeitet, häufig zusammen mit anderen Vertretern der Science and Technology Studies und Vertretern anderer akademischer Disziplinen. Während die frühen Arbeiten vor allem die Produktion und Funktionsweise von Wissenschaften und Technologien untersuchten, arbeitete sich die Akteur-Netzwerk-Theorie später an den Grundbegriffen der Soziologie und damit auch der modernen Philosophie ab und versucht, die Moderne nicht als eine Entwicklungsstufe, sondern als eine gleichberechtigte Kulturform unter vielen anderen zu beschreiben.


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