Ein Drehgestell ist ein Laufwerk eines Schienenfahrzeugs, bei dem die Radsätze nicht direkt am Wagenkasten, sondern in einem um die Vertikalachse drehbaren (Drehgestell-)Rahmen (Gestell) gelagert sind.[1] Schienenfahrzeuge mit Drehgestellen werden auch als Drehgestellfahrzeuge bezeichnet. Bei ihnen stützt sich der Wagenkasten auf zwei oder mehrere Drehgestelle ab. Im Gegensatz dazu spricht man von einrahmigen Fahrzeugen bzw. Einrahmenfahrzeugen, wenn die Radsätze in einem und demselben Rahmen gelagert sind.[2]:100
Der Grund für die Anwendung von Drehgestellen ist der geringere Achsabstand innerhalb eines Drehgestells im Vergleich zu einem langen Wagenkasten mit nicht um die Vertikalachse drehbaren Radsätzen. Drehgestellfahrzeuge können engere Gleisbögen befahren, wobei die Räder trotz Ausschwenken des Drehgestells (auch Ausdrehen genannt) zwar immer noch schräg auf den Schienen laufen, aber in einem wesentlich kleineren Winkel. Durch die Vervielfachung der Radsätze erhöht sich auch die Tragfähigkeit des Fahrzeugs. Außerdem verbessern Drehgestelle den Fahrkomfort, da Stöße vom Gleis nur zur Hälfte an den Wagenkasten weitergegeben werden, da immer nur ein Radsatz eines Drehgestells einen Stoß erhält.
Drehgestelle gibt es in verschiedenen Ausführungen. Neben der Anzahl der Radsätze wird auch zwischen Drehgestellen für Lokomotiven, Güter- und Reisezugwagen unterschieden, die unterschiedliche Anforderungen an die Konstruktion hinsichtlich Tragkraft, Fahrgeschwindigkeit und Komfort stellen.