Fylgja

Die Fylgja (altnordischer Plural: Fylgjur, eingedeutschter Plural: Fylgjen oder Fylgien) ist ein weiblicher Folgegeist (altnord. fylgja = folgen) in der nordischen Mythologie, also eine Art Schutzgeist, der einen Menschen begleitet. Diese Wesen sind den Elfen und Nornen vergleichbar. Die Fylgjur sind normalerweise in ihrer menschlichen Gestalt nicht sichtbar, doch sind sie schon bei der Geburt ihres Schützlings in beliebiger (Tier-)Gestalt anwesend. Wenn sie erscheinen, dann als Traumgesicht in Frauengestalt oder der Gestalt desjenigen Tieres, das der Seele des jeweiligen Menschen gleicht. So könnte ein kriegerischer Mensch einen Wolf oder Bär, Pferd oder Vogel zur Fylgja haben. Ihrem Schützling zeigt sie sich erst im Augenblick des Todes. An dieser Stelle ist sie wesensgleich mit der Walküre, deren schrecklicher Anblick den erwählten Krieger bannt und ihm somit den Tod bringt. In ihrer Frauengestalt tritt sie dann an sein Grab, belebt ihn durch ihre Liebe und den Lebenstrunk (ags. alu, Bier), um ihn daraufhin hoch zu Ross nach Walhall zu führen. Da die Fylgja ein begleitendes Wesen ist, kann man sie mit den Schutzengeln christlicher Vorstellung vergleichen, nicht aber mit der Seele. Nach Else Mundal haben diese Wesen ihren Ursprung im Ahnenkult. Die Fylgjen Þorgerð und Irp verhalfen Håkon Jarl in der Schlacht bei Hjørungavåg zum Sieg über die Jomsvikinger. Sie werden als Fylgjen seines Geschlechts vorgestellt und sollten dessen Stammmutter aus dem Geschlecht der Jöten gewesen sein. Die Fylgjen eines Clans folgten besonders dem Häuptling. Ihre Aufgabe war es, ihm zu helfen und ihn zu schützen. In einigen Quellen holen sie auch den Menschen, dem sie folgten, wenn er starb, zu sich und den übrigen Ahnen.[1]

  1. Else Mundal: Midgardsormen og andre heidne vesen i kristen kontekst. In: Nordica Bergensia 14 (1997) S. 20–38, 22.

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