Jenseits

Nahtoderfahrungen beschreiben häufig einen Tunnel mit Licht, der die Seele magisch anzieht. Hier dargestellt in einem Ausschnitt „Der Flug zum Himmel“ als Teil eines Polyptychons von Hieronymus Bosch

Jenseits (als Substantiv) ist ein etwa seit dem Beginn der Moderne im Deutschen geläufiger Begriff zur Bezeichnung einer „anderen Wirklichkeit“. Diese existiert nach vielen mythischen, religiösen und mancherorts auch esoterischen Vorstellungen unabhängig und vor jeder Naturwirklichkeit. Daher kann sie nur mittels eines Bewusstseinszustandes wahrgenommen werden, der dem naturwissenschaftlichen Denken und Forschen kategorisch nicht zugänglich sei: dem der Ekstase oder transzendentalen Offenbarung.

Während demzufolge das Diesseits die Gesamtheit all der Phänomene bezeichnet, die den Gesetzen der Natur gehorchen, verkörpert das Jenseits ein Gebiet des Übernatürlichen, in dem die Gottes- oder Geisterwelten der verschiedenen Religionen beheimatet sind. Oft wird die Wirklichkeit der Natur (griech. physis) als Synonym für das Diesseits verwendet, die Welt der Geister (psyche) entsprechend mit dem Jenseits assoziiert. Möglich ist auch die Annahme einer Zwischenzone, die die Welt rings umfasst (s. Leviathan gemäß Gnosis) und die Seelen jener einverleibt, die den materiellen Dingen zu sehr anhaften, so können sie das Jenseits als Bereich der eigentlichen Fülle und Güte Gottes nicht erreichen.

Dieser Sicht gegenüber stehen philosophisch-naturwissenschaftliche Betrachtungen, die die bisherigen Wertungen geradezu umkehren, so zum Beispiel Nietzsches Umwertung aller Werte oder Jenseits von Gut und Böse. Demzufolge kennzeichnet das Diesseits einen psychopathogenen Bewusstseinszustand, der das eigene und das Verhalten aller anderen Menschen nach den religiös verankerten Vorstellungen von Gut und Böse beurteilt und daher die Gesetzmäßigkeiten der Naturwirklichkeit (jenseitige Physis) nicht adäquat wahrzunehmen vermag.


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