Milchozean

Das Quirlen mit der Schlange Vasuki als Quirl um den Berg. Links eine Gruppe von Devas, rechts einige Asuras
Detail einer Darstellung des Mythos in Angkor Wat

Der Milchozean (Sanskrit क्षीराब्धि Kṣīrābdhi) ist ein Urmeer der hinduistischen Mythologie. Danach besteht die mittlere Ebene des Kosmos aus konzentrisch angeordneten Kontinenten, von riesigen Ozeanen aus verschiedenen Flüssigkeiten getrennt. Der innerste Ozean enthält Salzwasser, der äußerste ist der Milchozean.[1]

Damit verbunden ist der populäre hinduistische Schöpfungsmythos vom „Quirlen des Milchozeans“, der in vielen alten Schriften und in verschiedenen Versionen vorkommt, in den großen Epen Mahabharata und Ramayana ebenso wie in einigen Puranas. Er liefert Grundlage und Erklärung für unzählige weitere Mythen. Vielfach wurde er verändert, ergänzt oder nur in Auszügen wiedergegeben. Da er jeweils in eine wesentlich größere, viele Teilepisoden umfassende Geschichte eingebettet ist, unterscheiden sich besonders die Einleitungen zu den verschiedenen Versionen erheblich. In jedem Fall jedoch ist Vishnu die zentrale Gottheit und immer wieder der Retter. Von ihm berichtet die Überlieferung, dass er im Milchozean während einer Weltnacht, der Zeit zwischen zwei Schöpfungen, auf der Schlange Shesha im kosmischen Schlaf ruht. Auf der aus seinem Nabel entstehenden Lotosblüte thront der vierköpfige Brahma, der in seinem Auftrag eine neue Schöpfung hervorbringt.

Thema der Geschichte vom „Quirlen des Milchozeans“ ist die Suche nach dem Unsterblichkeitstrank, Amrita, den Devas (Götter) ebenso wie Asuras (Dämonen) begehren, der aber für alle unerreichbar im Milchozean verborgen liegt. Erst das gemeinsame Quirlen des Urwassers, das eintausend Götterjahre gedauert haben soll, lässt das ersehnte Elixier nach vielen Hindernissen auftauchen.

  1. Peter Schreiner: Im Mondschein öffnet sich der Lotus des Hinduismus. Dtv, München 1998, ISBN 3-423-36112-3.

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