Unter dem Begriff Mittellatein oder mittellateinische Sprache werden die vielfältigen Formen der lateinischen Sprache des europäischen Mittelalters (etwa 6. bis 15. Jahrhundert) zusammengefasst. Eine genaue Abgrenzung einerseits vom vorausgehenden Spätlatein (Latein der Spätantike) und andererseits vom in der Renaissance aufkommenden Neulatein der Humanisten ist nicht möglich.
Der Begriff ist eine Analogiebildung zu Mittelhochdeutsch. Die lateinische Literatur des Mittelalters wird als mittellateinische Literatur bezeichnet, die lateinische Philologie des Mittelalters als mittellateinische Philologie oder kurz Mittellatein. Fachleute in dieser Disziplin werden als Mittellateiner bezeichnet.
Ausgehend von der Literatursprache der spätantiken Kaiserzeit, der Sprache der Jurisprudenz und der Kirchenväter, zuweilen, jedoch keineswegs durchgängig, beeinflusst von den romanischen Sprachen oder der jeweiligen Muttersprache des Autors, aber entgegen verbreiteten Vorurteilen („Küchenlatein“) immer wieder auch im Kontakt mit der antiken Literatur der klassischen Periode, insbesondere der Dichtung, entstand ein äußerst heterogenes Sprachmaterial, das die ganze Spannbreite von umgangssprachlicher, kolloquialer, pragmatischer Diktion bis zu hochrhetorischer oder dichterischer Stilisierung auf höchstem Niveau umfasst und in seinen Spitzenerzeugnissen den Vergleich mit der antiken, viel stärker durch die Selektion des Überlieferungsprozesses gefilterten Literaturproduktion genauso wenig zu scheuen braucht wie den mit der gleichzeitigen oder späteren volkssprachigen Literaturproduktion.