Muscle-Car

Oldsmobile 442

Muscle-Car (englisch muscle car) ist eine nachträglich eingeführte Bezeichnung für eine bestimmte Art US-amerikanischer PKW. Zeitgenössisch wurden solche Fahrzeuge oft, aber nicht ausschließlich als „Super Cars“ bezeichnet.

Der Begriff „Muscle-Car“ in seiner am wenigsten umstrittenen Definition bezeichnet ein (relativ) preisgünstiges, amerikanisches Midsize- bzw. Intermediate-Coupé mit mindestens vier vollwertigen Sitzplätzen und einem großvolumigen V8-Motor,[1] das auf einem in großen Stückzahlen gebauten Modell basiert und in den Modelljahren 1964 bis 1971 produziert wurde. Heute wird der Begriff häufig mit sehr unscharfer Abgrenzung verwendet, legt man aber obige Definition als Maßstab an, sind von der Kategorie grundsätzlich ausgeschlossen:

  • Cabrios
  • Personal-Luxury-Modelle, die sich ihre Karosserie nicht mit einem Stückzahlen-starken Standardmodell teilen
  • Full-Size-Fahrzeugmodelle
  • Sportwagen / Sportcoupés
  • Fahrzeugmodelle vor 1964 oder nach 1971

Diese Definition fußt unter anderem darauf, dass der Muscle-Car-Ära ein anderer Performance-Boom (Art des Erscheinungsbilds) vorausging, der gemeinhin als „Horsepower Wars“ bezeichnet wird und in etwa zwischen 1955 und 1963 stattgefunden hat. Damals hat eine formelle „Midsize“-Klasse auf dem amerikanischen Markt nicht existiert – diese wurde erst mit der Konzernplattform „A“ von General Motors für das Jahr 1964 geschaffen. Bis etwa 1960 war Fahrzeuggröße meist marken- und damit preisklassenspezifisch: teurere Marken verkauften größere Autos, aber jede Marke hatte nur eine einzige Fahrzeuggröße im Angebot. Bei den Hauptbeteiligten der Horsepower Wars handelte es sich regelmäßig um die einzige Fahrzeuggröße der jeweiligen Marke, zeitgenössisch oft als „Regular Size“, später als „Full Size“ bezeichnet. Das Auftauchen der Muscle-Cars ist untrennbar an den GM-A-Body und das Entstehen der Midsize-Klasse geknüpft. Am Ende der Ära stellt das Modelljahr 1970 den Höhepunkt der Motorleistung dar – eine weitere Steigerung gab es nicht, nach 1971 war keiner der wichtigen Namen der Muscle-Car-Ära mit unreduzierter Leistung mehr erhältlich.

Die enge Bindung des Genres an sowohl den organisierten als auch an den illegalen Rennsport schließt weiter Fahrzeuge ohne Dachstruktur von der Definition aus, da diese mit zusätzlichem Gewicht belastet und in ihrer torsionalen Stabilität beeinträchtigt waren, exemplarisch unterstrichen durch die Verfügbarkeit des Pontiac GTO als zweitürige Limousine, oder die ursprüngliche Bindung des Dodge-Super-Bee-Paketes an eine ebenfalls zweitürige Limousinenkarosserie.

Sportwagen wie die Chevrolet Corvette und Sportcoupés dagegen sind meist nur mit dem organisierten Rennsport, und darüber hinaus mit dem Rundkurs-Rennsport assoziiert, weshalb beiden Klassen der „Straßen“-Aspekt der Muscle-Car-Idee genauso fehlt wie die Karosserieverwandtschaft mit Großserienmodellen, nach welcher die Definition verlangt. Dies führt zu erheblichen Abgrenzungsschwierigkeiten hinsichtlich „Pony-Cars“ wie dem GM-F-Body, der als Chevrolet Camaro und Pontiac Firebird verkauft wurde, und des Ford Mustang sowie Mercury Cougar. Meist den Muscle-Cars zugeordnet werden auch die Chrysler-E-Bodies Dodge Challenger und Plymouth Barracuda, da diese, anders als Camaro, Firebird, Mustang und Cougar, auf Midsize-Plattformen basieren, allerdings nur als zweitürige Coupés verfügbar waren. Gemäß obiger Definition ist auch das Midsize-Personal-Luxury-Coupé Dodge Charger kein Muscle-Car, denn es teilt sich seine Karosserie mit keinem anderen Modell und keiner anderen Ausführung der Marke. Die Zuordnung einzelner Fahrzeugmodelle zu den Muscle-Cars bzw. Supercars erfolgt häufig für besonders leistungsstarke Ausstattungsvarianten, auch wenn diese nach oben formulierter Definition ausgeschlossen sein sollten.

  1. John Gunnell: Muscle Cars Field Guide: American Supercars, 1960–2000. Krause Publications, Iola, WI 2004, ISBN 0-87349-869-0 (englisch).

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