Negationismus

Als Negationismus wird vor allem in Frankreich (Négationnisme), seltener auch in Großbritannien (Negationism) die Leugnung von Völkermorden bezeichnet.

Der Historiker Henry Rousso prägte den Begriff 1987. Anders als der deutsche Begriff Holocaustleugnung bezieht er sich nicht nur auf das Bestreiten, Verharmlosen und Relativieren des Holocaust am europäischen Judentum, sondern auch auf das Abstreiten oder Minimieren anderer Völkermorde und Demozide. In neuerer Vergangenheit (Stand 2011) ist vor allem die Leugnung des Völkermords an den Armeniern Gegenstand der Rechtsprechung und Strafverfolgung in einigen Staaten Europas, aber auch die Leugnung des Massakers von Srebrenica.[1][2]

Nach Gunnar Heinsohn befindet sich ein Leugner von Völkermorden in einem merkwürdigen moralischen Paradox:[3]

„Einerseits steht er mit dem Abstreiten im moralischen Konsens der Verurteilung von Völkermorden. Andererseits schützt er mit dem Abstreiten die Mörder und plädiert damit für die Straflosigkeit dieses Völkermordes.“

Nach Deborah Lipstadt stellt die Leugnung eines Völkermordes dessen letzte Stufe dar, da den Opfern und ihren Nachkommen damit auch noch das Recht auf das Gedächtnis an die erlittene Katastrophe genommen wird.

  1. Schweizer leugnen Völkermord von Srebrenica – Erste Strafanzeige, TRIAL (Track Impunity Always) – Schweizerische Gesellschaft für Völkerstrafrecht, Pressedossier, 19. April 2010 (Memento vom 26. Februar 2016 im Internet Archive)
  2. UNO-Chefankläger: Leugnung vom Völkermord in Srebrenica unannehmbar, stol.it, Nachrichten für Südtirol, 8. Juni 2012 (Memento vom 10. September 2015 im Internet Archive)
  3. Gunnar Heinsohn: Lexikon der Völkermorde. Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 1999, ISBN 3-499-22338-4, S. 238.

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