Thomasevangelium

Der Beginn des Thomasevangeliums in der koptischen Handschrift (ab Zeile 10). Darüber das Subskript der vorausgehenden Schrift, des Apokryphons des Johannes.

Das Thomasevangelium (auch Evangelium nach Thomas, kurz: EvThom, EvTh oder auch ThomEv) ist eine apokryphe Sammlung von 114 Logien (Sprichworten) und kurzen Dialogen. Der vollständige Text dieser Sammlung liegt in einer koptischen Version vor, die um 350 n. Chr. niedergeschrieben wurde, möglicherweise für Philosophen in Alexandria. Sie enthält Übereinstimmungen zu Jesusworten, die im Neuen Testament bekannt sind, aber auch mehrere sonst unbekannte Jesusworte. Die Bedeutung des Thomasevangeliums wird unterschiedlich beurteilt, da einige Textstellen dem Christusbild des Neuen Testaments widersprechen. Gliederung und Satzbau des Textes sind völlig verschieden von den Evangelien des Neuen Testaments, und der Umfang des Thomasevangeliums entspricht nur etwa einem Sechstel des Lukasevangeliums.

Die Sammlung zeigt eine eigenständige Theologie, die nach heutigem Forschungsstand weder nur aus dem Urchristentum noch nur aus dem Gnostizismus hergeleitet werden kann. Da sie nicht vom Jünger Thomas verfasst wurde, diesen aber als Autor angibt, zählt sie zu den Pseudepigraphen. Sie enthält keine Passions- und Auferstehungsgeschichte und wird daher nicht zur literarischen Gattung der Evangelien gezählt. Sie ist nicht im Kanon des Neuen Testaments (NT) enthalten.


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