Alte Meister (Roman)

In dem 1985 erschienenen Roman Alte Meister. Komödie des Österreichers Thomas Bernhard referiert der Privatgelehrte Atzbacher anlässlich einer Verabredung im Wiener Kunsthistorischen Museum die Auffassungen des mit ihm befreundeten Musikkritikers Reger über europäische Kunst und das Leben in Österreich im Allgemeinen. Regers Kulturkritik ist so vernichtend, dass diese destruktive Emphase und Skurrilität der Hauptfigur auch mehrfach in Lesungen und dramatischen Inszenierungen aufgeführt worden ist.

Bernhards Gesamtwerk wird in der Kritik bisweilen polemisch als „Wiederaufbereitungsprosa“ kommentiert, weil Motive oder Themen sich in mehreren seiner Texte und Theaterstücke wiederfinden, so auch in den Alten Meistern beispielsweise die Fokussierung auf wenige Orte, die extreme Reduktion der äußeren Handlung, die Außenseiterposition und fragile Gesundheit der Hauptfigur, die von Dritten berichteten Monologe, die Gewissheit des Scheiterns menschlicher Sinngebung und vor allem die Frage des Umgangs mit und der Beziehung auf die künstlerische Tradition.[1] So ist auch Alte Meister Teil eines Diskurses über den Umgang mit dem künstlerischen Erbe.

Bei den Alten Meistern handelt es sich um Bernhards letzte Prosaarbeit vor seinem Tod 1989. Zwar ist der Roman Auslöschung noch 1986 veröffentlicht worden, aber er war 1982 schon weitgehend fertig. Als Abschluss seines Gesamtwerkes hat der Roman daher für Jörg Robert die Bedeutung einer Klärung seiner kunsttheoretischen Position, einer letzten Standortbestimmung Thomas Bernhards.[2]

  1. Kindlers Neues Literaturlexikon, Band 2 (Ba-Bo), S. 590 ff.
  2. Jörg Robert: Wir sind ja diese Verwandtschaft... Unheimliche Tradition und ́Herkunftskomplex ́in Thomas Bernhards Roman Alte Meister, in: Euphorion 105, 2011, S. 445.

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