Altkatholische Kirche

Altkatholische Kirche
Kirchenfamilie: Utrechter Union
Oberstes Gremium: Internationale Altkatholische Bischofskonferenz
Präsident: Erzbischof Bernd Wallet
Selbstständige
Mitgliedskirchen:
Altkatholische Kirche der Niederlande
Alt-Kath. Kirche in Deutschland
Christkath. Kirche der Schweiz
Altkatholische Kirche Österreichs
Altkath. Kirche in Tschechien
Polnisch-Katholische Kirche
Unselbstständige
Mitgliedskirchen
bzw. -gemeinden in:
Altkatholische Kirche Kroatien
Altkath. Kirche in Schweden und Dänemark
Italienische Altkatholische Kirche
Altkath. Mission in Frankreich
Ehemalige
Mitgliedskirchen:
Altkath. Kirche der Mariaviten
Polish National Catholic Church
Weitere Gremien: Internat. Altkatholikenkongresse
Internat. Ak. Theologenkonferenz
Internat. Altkath. Jugend
Internat. Altkath. Laienforum
Mitglieder: rund 70.000[1]
Kirchengemeinschaft: Anglikanische Kirchen
Unabhängige Philippinische Kirche
Schwedische Kirche

Malankara Mar Thoma Kirche (umgangssprachlich: Thomas-Christen)

Offizielle Website: www.utrechter-union.org

Altkatholische Kirche, in der Schweiz Christkatholische Kirche, in den Niederlanden Oud-Katholieke Kerk, bezeichnet die Gemeinschaft selbständiger katholischer Kirchen, die teilweise in der Utrechter Union zusammengeschlossen sind.

Die altkatholischen Kirchen in Deutschland, Österreich und der Schweiz entstanden aus Protest gegen die dogmatischen Definitionen des Jurisdiktionsprimats und der päpstlichen Unfehlbarkeit, die auf dem Ersten Vatikanischen Konzil am 18. Juli 1870 in der Dogmatischen Konstitution Pastor Aeternus[2] verkündet wurden. Diejenigen römisch-katholischen Christen, die die neuen Dogmen ablehnten, wurden exkommuniziert. Sie nannten sich – unter Bezugnahme auf die Alte Kirche – „Alt-Katholiken“, um sich von der aus ihrer Sicht „neuen“ römisch-katholischen Kirche abzugrenzen. Ab 1872 kam es zur Gründung eigener Gemeinden und Ortskirchen.[3]

Aus altkatholischer Sicht wird der Begriff „katholisch“ exemplarisch unter Bezugnahme auf die Veröffentlichung des Deutschen Bistums der Alt-Katholiken nachfolgend inhaltlich auszugsweise erklärt:

Vom griechischen Wort „katholisch“ stammend, bedeutet es „auf das Ganze bezogen“, Ignatius von Antiochien (ca. 130 – 140 n. Chr.) benutzt es zum ersten Mal „Wo Jesus Christus ist, da ist die katholische Kirche“. Vor allem im Westen verstand man es später räumlich, im Sinne von „über den ganzen Erdkreis verbreiteten Kirche“ (allumfassend).

Die alt-katholische Kirche bezieht sich zudem auf Vinzenz von Lerin (gestorben 450 n. Chr.): „Was überall, was immer und was von allen geglaubt worden ist, ... ist wahrhaft und eigentlich katholisch.“

Inhaltlich gehört dazu aus altkatholischer Sichtweise für eine Kirchengemeinschaft die Bewahrung der dreifachen großen alt-kirchlichen Entscheidungen: für den Kanon der Heiligen Schrift, für das Glaubensbekenntnis (Nicaenum), für das dreigestufte Amt: Diakon, Priester, Bischof. Als Kirche wird dabei die Gemeinschaft der Getauften verstanden, über alle christlichen Konfessionsgrenzen hinweg gibt es diese katholische Kirche, „wo immer sie sich im Bemühen um Einheit mit den Christen aller Zeiten und aller Orte dem ganzen Heilsauftrag Gottes an allen Menschen und in Bewahrung der ganzen Schöpfung aus dem Geist Jesu Christi widmet und verpflichtet weiß“

Altkatholiken, Anglikaner, Orthodoxe Kirchen und einige evangelischen Kirchen haben immer daran festgehalten, dass sie Teil der „einen, heiligen, katholischen und apostolischen Kirche“ sind, wie es im nicaenischen Glaubensbekenntnis heißt.

Eine besondere Bedeutung kommt der Alt-Katholischen Kirche der Niederlande zu. Das Erzbistum Utrecht ist die älteste altkatholische Kirche (seit 1723 von Rom unabhängig), von der alle anderen altkatholischen Kirchen die Bischofsweihe in apostolischer Sukzession empfingen,[4] so dass nach (römisch-katholischem) kanonischem Recht die Weihen, die von altkatholischen Bischöfen vorgenommen werden, gültig, aber im Falle von Bischofsweihen unerlaubt sind, da ihnen die päpstliche Bestätigung fehlt.[5] Ebenso erkennen die orthodoxen Kirchen die Gültigkeit der altkatholischen Weihen dem Grunde nach an, sofern sie nicht an oder durch eine Frau gespendet werden.

  1. Niederlande: 5.469; Deutschland: ca. 15.000; Österreich: ca. 5.000, Schweiz: 13.312; Tschechischen Republik: 2.700; Polen: 19.035; Zu den altkatholischen Kirchen Kroatiens, Italiens und Skandinaviens gehören vermutlich kaum mehr als 500 Gläubige. Da die Zahlen insgesamt rückläufig sind, ist derzeit (2009) von ca. 70.000 Altkatholiken, die der Utrechter Union angehören, auszugehen.
  2. Johann Friedrich von Schulte: Der Altkatholizismus. Giessen 1887, 2. Neudruck, Aalen 2002, S. 1–14.
  3. Peter Neuner: Altkatholische Kirche. In: Wolfgang Thönissen (Hrsg.): Lexikon der Ökumene und Konfessionskunde. Im Auftrag des Johann-Adam-Möhler-Instituts für Ökumenik. Herder. Freiburg im Breisgau. 2007, ISBN 978-3-451-29500-3. S. 31–34.
  4. Georg Hintzen: Utrechter Union. In: Wolfgang Thönissen (Hrsg.): Lexikon der Ökumene und Konfessionskunde. Im Auftrag des Johann-Adam-Möhler-Instituts für Ökumenik. Herder. Freiburg im Breisgau. 2007, ISBN 978-3-451-29500-3. S. 1401–1402.
  5. Herbert Vorgrimler: Neues Theologisches Wörterbuch. 3. Auflage. Herder, Freiburg im Breisgau 2000, ISBN 3-451-27340-3, S. 596.

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