Der Anarchokapitalismus ist eine marktradikale Ideologie und politische Philosophie, die für eine allein vom freien Markt, freiwilligen Übereinkünften und freiwilligen vertraglichen Bindungen zwischen Individuen geprägte Gesellschaftsordnung eintritt.[1] In Abgrenzung vom Minimalstaat, den Murray Rothbard, einer ihrer Begründer, noch forderte[2], strebt der heutige Anarchokapitalismus eine reine Privatrechtsordnung[3] (auch Nullstaat[4]) ohne öffentliches Recht an. Er tritt für ein weitgehend uneingeschränktes Recht auf individuelle Selbstbestimmung und eine weitreichende Verfügungsgewalt über Privateigentum ein, welche nicht durch staatliche Regelungen, sondern allein durch das Selbstbestimmungsrecht anderer eingeschränkt sein sollen.
Anarchokapitalisten betrachten jeden Staat als illegitimes politisches System, das Gesellschaftsmitglieder in ihrer Freiheit beschränkt, unrechtmäßig Gewalt gegen sie ausübt und sie durch Steuererhebung beraubt. Ihrer Meinung nach profitieren diejenigen vom Staat, die den größten Einfluss auf ihn haben, auf Kosten derjenigen mit weniger Einfluss. Der Staat sei daher eine unsoziale Einrichtung. In ihrer Staatskritik nehmen sie sowohl radikal liberale, libertäre und soziologische als auch ethische und wirtschaftswissenschaftliche Argumente für sich in Anspruch.
Der Begriff Anarchokapitalismus wurde erstmals von Murray Rothbard (1926–1995) verwendet. Zentral in seiner Theorie sind die Souveränität des Individuums und das Nichtaggressionsprinzip. Rothbard betonte, dass Libertäre keine Anarchisten seien.[2] Kritiker wie der kanadische Historiker Quinn Slobodian sehen im Anarchokapitalismus eine Form des Rechtsextremismus und weisen auf sowohl rassistische als auch demokratiefeindliche Tendenzen von Vordenkern wie Rothbard und Hans Hermann Hoppe hin.[5]