Die Balkanologie (auch Südosteuropastudien) ist eine Teilwissenschaft der Europäischen Ethnologie (Volkskunde) und der Sprachwissenschaft, „deren Ziel es ist, die Kulturen auf der Balkanhalbinsel in ihren sprachlichen und außersprachlichen Manifestationen ethnien- und sprachfamilienübergreifend, vergleichend und interdisziplinär-integrativ zu untersuchen“.[1] Sie zählt zu den Regionalwissenschaften.
Beim Vergleich der Sprachen auf dem Balkan fallen strukturelle Ähnlichkeiten der genealogisch unterschiedlichen Familien (Slawisch, Romanisch, Griechisch, Albanisch, Romani) angehörenden Sprachen auf. Beispielsweise wird der Infinitiv im Bulgarischen, Rumänischen und Griechischen durch eine Art Nebensatzkonstruktion wiedergegeben, dt. etwa ‚Ich-will, dass ich-gehe‘ für ‚Ich will gehen‘. Die Erforschung solcher gegenseitiger Sprachbeeinflussung (Substrat-, Superstrat- bzw. Adstrat-Wirkung) am Beispiel der Balkansprachen ist auch von großer Bedeutung für die allgemeine Linguistik.
An der Friedrich-Schiller-Universität Jena gibt es seit 1997 das Lehrfach Südosteuropastudien mit einem Lehrstuhl für Südslawistik und Balkanologie. Derzeit (Stand Juli 2019) werden die interdisziplinären Bachelor- und Masterstudiengänge Südosteuropastudien angeboten, die vom Lehrstuhl für Osteuropäische Geschichte, Lehrstuhl für Rumänistik und vom Lehrstuhl für Südslawistik gemeinsam koordiniert werden. Es ist möglich, die Sprachen Bosnisch/Kroatisch/Serbisch/Montenegrinisch, Bulgarisch, Rumänisch, Albanisch, Griechisch, Türkisch und Ungarisch zu belegen.[2] Kooperationen mit anderen Seminaren und Instituten finden immer wieder statt, so zum Beispiel das Projekt „Wir wohnen Wort an Wort - Banat, Siebenbürgen, Bukowina: Ein Ethnograffiti Südosteuropas“, eine Zusammenarbeit der Rumänistik mit dem Seminar für Volkskunde/Kulturgeschichte.[3] In ähnlicher Form wurde dieses Studienfach 2003 auch an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg im Rahmen eines Europastudien-Bachelor-Programmes eingeführt.