In der Belgischen Revolution von 1830 erhob sich die überwiegend katholische Bevölkerung der südlichen Provinzen des Vereinigten Königreichs der Niederlande gegen die Vorherrschaft der mehrheitlich protestantischen Nordprovinzen. Innerhalb weniger Wochen im August und September führte der Aufstand zur Aufteilung des Königreiches in zwei Staaten. Das überwiegend niederländischsprachige Flandern und das überwiegend französischsprachige Wallonien begründeten das neue Belgien. Nur Teile Luxemburgs blieben bis 1890 in Personalunion mit den Niederlanden verbunden.
Vom 14. bis zum 16. Jahrhundert hatten alle Teile der Niederlande eine gemeinsame (burgundische, habsburgische bzw. spanische) Geschichte. Im Zuge der Reformation und Gegenreformation und des Achtzigjährigen Krieges löste sich der reformiert (calvinistisch) regierte Norden als Republik der Sieben Vereinigten Niederlande von den spanischen Niederlanden im Süden. Nach dem Wiener Kongress 1815 wurden Nord und Süd – gemeinsam mit dem ehemaligen Hochstift Lüttich und dem heutigen Großherzogtum Luxemburg – wieder vereinigt. Die religiöse, sprachliche und wirtschaftliche Kluft, die 1581/1648 zur Trennung geführt hatte, hatte sich in den rund 250 Jahren getrennter Geschichte weiter vertieft, zumal die calvinistische Religionspolitik mit ihrer Einschränkung der katholischen Religionsausübung nicht aufgehoben wurde. Die Kluft erwies sich bald als unüberbrückbar. Die Folge war die bürgerliche, liberale Revolution, die auch im europäischen Kontext der französischen Julirevolution zu sehen ist. Der junge belgische Staat erlangte bis 1839 die volle Unabhängigkeit und legte in dieser Zeit das politische System fest, das in seinen Grundzügen bis heute besteht.