Bessarion (Taufname griechisch Βασίλειος Basíleios, lateinisch Basilius, Mönchsname griechisch Βησσαρίων Bēssaríōn, lateinisch Bessario, italienisch Bessarione, fälschlich Johannes Bessarion bzw. Giovanni Bessarione; * zwischen 1399 und 1408 in Trapezunt im nordöstlichen Kleinasien; † 18. November 1472 in Ravenna) war ein byzantinischer Humanist, Theologe, Kirchenpolitiker, Diplomat, Redner, Publizist, Philosoph, Philologe und Übersetzer. Ab 1439 war er Kardinal, ab 1463 lateinischer Patriarch von Konstantinopel im Exil.
Seine Ausbildung erhielt Bessarion anfangs in Konstantinopel, wo er als junger Mann in ein Kloster eintrat. Später studierte er in Mystras platonische Philosophie und wurde ein eifriger Vertreter des Platonismus. Auf dem Konzil von Ferrara/Florenz trug er 1438/39 maßgeblich zur „Kirchenunion“ bei, der formellen Wiedervereinigung der seit dem 11. Jahrhundert getrennten Kirchen des Ostens und des Westens. In Anerkennung seiner Verdienste um die Überwindung der Kirchenspaltung ernannte ihn Papst Eugen IV. zum Kardinal und holte ihn nach Italien.
Nach dem Wechsel in die lateinischsprachige Welt der Westkirche setzte sich Bessarion vehement für seine von der osmanischen Expansion bedrohte Heimat ein. Seine Hauptanliegen waren zunächst die Verwirklichung der Kirchenunion und die Mobilisierung militärischer Hilfe für das zusammenbrechende Byzantinische Reich. Nach dem Untergang des Byzantinischen Reiches, den er nicht für endgültig hielt, engagierte er sich für die Rettung und Bewahrung griechischer Kulturgüter und für die Abwehr des weiteren Vordringens der osmanischen Militärmacht nach Westen. Er übernahm die schwierige Aufgabe, als päpstlicher Legat für einen Kreuzzug gegen die Türken zu werben, doch mit diesen politischen Bemühungen scheiterte er völlig. Als Theologe vertrat er eine Synthese von christlichem, platonischem und aristotelischem Gedankengut, als Philosoph verteidigte er Platon und den Platonismus gegen einen großangelegten Angriff des zeitgenössischen Aristotelikers Georgios Trapezuntios. Er war ein Pionier der philosophiegeschichtlichen Forschung und leistete einen grundlegenden Beitrag zur Kenntnis und Verbreitung der damals im Abendland noch wenig bekannten Werke und Gedanken Platons.
Bessarion legte die größte Sammlung griechischer Handschriften im Westen an und schenkte seine kostbare Bibliothek der Republik Venedig. Er förderte das Bildungswesen und die altertumswissenschaftliche Forschung und gewährte bedürftigen Humanisten großzügige Unterstützung. Der Nachwelt blieb er in erster Linie als profilierter Platoniker und führender Repräsentant der griechischen Kultur im Westen in Erinnerung. Die moderne Forschung würdigt ihn als bedeutenden Gelehrten, der zwischen den Kulturen vermittelte und sich damit hohes Ansehen erwarb.