Bosnienkrieg

Bosnienkrieg
Teil von: Jugoslawienkriege

Zerstörungen in Grbavica, einem Stadtteil von Sarajevo
Datum April 1992 bis 14. Dezember 1995
Ort Bosnien und Herzegowina
Casus Belli Unabhängigkeitsbestrebungen der jugoslawischen Teilrepublik Bosnien-Herzegowina
Ausgang Anerkennung des unabhängigen Staates Bosnien und Herzegowina bei starker Dezentralisierung der Staatsgewalt
Friedensschluss Abkommen von Dayton
Konfliktparteien
Befehlshaber

Alija Izetbegović (Staatspräsident Bosnien-Herzegowinas)
Rasim Delić (Oberkommandierender General der Truppen)
Atif Dudaković (Oberkommandierender 5. Korpus)

Radovan Karadžić (Präsident der Republika Srpska)
Ratko Mladić (Oberbefehlshaber der VRS)

Präsidium der SFRJ (JNA)
Truppenstärke

210.000 Soldaten[1]

50.000 Soldaten[2]

80.000 Soldaten[3]

Verluste

Tote:
31.270 Soldaten
33.071 Zivilisten[4]

Tote:
5.439 Soldaten
2.163 Zivilisten[4]

Tote:
20.649 Soldaten
4.075 Zivilisten[4]

Als Bosnienkrieg wird der Krieg in Bosnien und Herzegowina von 1992 bis 1995 im Rahmen der Jugoslawienkriege bezeichnet.

Infolge des beginnenden Zerfalls der Sozialistischen Föderativen Republik Jugoslawien sowie der damit verbundenen kriegerischen Auseinandersetzungen besonders in Kroatien wuchsen in den Jahren 1990 und 1991 auch die Spannungen zwischen den Ethnien in Bosnien und Herzegowina. Während große Teile der serbischen Bevölkerung für einen Verbleib in der jugoslawischen Föderation und einen engen Verbund mit Serbien plädierten, gab es insbesondere bei den Bosniaken den Wunsch, einen eigenen unabhängigen Staat zu bilden. Kroaten aus der westlichen Herzegowina wollten sich stärker an Kroatien anlehnen beziehungsweise sich dem neuen kroatischen Staat anschließen. Die Spannungen eskalierten nach der Ankündigung eines Referendums über die Unabhängigkeit der Republik Bosnien und Herzegowina (RBiH) und der Ausrufung einer bosnisch-serbischen Republik. Nach der internationalen Anerkennung der unabhängigen Republik Bosnien und Herzegowina durch die Europäische Gemeinschaft (EG) und die USA am 6./7. April 1992[5] begann die militärische Eskalation zwischen den Konfliktparteien.

Die bewaffneten Auseinandersetzungen zwischen Regierung in Sarajevo und Separatisten, bzw. den drei großen ethnischen Gruppen, wurden von den jeweiligen nationalistischen Gruppierungen angeheizt und von sogenannten ethnischen Säuberungen begleitet. Dabei wurden die bosnischen Serben sowohl mit Waffenlieferungen als auch durch Bereitstellung paramilitärischer Truppen von Seiten Serbiens, formal der noch bestehenden Bundesrepublik Jugoslawien, unterstützt, während die bosnischen Kroaten Unterstützung bei der Ausbildung der Einheiten, Bewaffnung und Logistik sowie durch die Bereitstellung regulären Militärpersonals zur aktiven Kampfbeteiligung seitens Kroatiens erfuhren.[6] Die bosnische Seite konnte sich anfangs nur auf leichte Waffen der früheren Territorialverteidigung stützen. Später erhielten sie auch internationale militärische Unterstützung, vornehmlich aus muslimischen Staaten. Jedoch konnten aufgrund des Waffenembargos nur Kleinwaffen ins Land gelangen.[7] Die militärische Übermacht der bosnischen Serben führte dazu, dass diese zeitweise bis zu 70 Prozent des Territoriums von Bosnien und Herzegowina eroberten und kontrollierten. Dazu kamen vom Sommer 1992 bis zum Frühjahr 1994 Kämpfe zwischen Kroaten und Bosniaken hauptsächlich in der Herzegowina sowie die Ausrufung der Autonomen Provinz Westbosnien um Velika Kladuša durch den Bosniaken Fikret Abdić, der in Opposition zur Regierung in Sarajevo stand.

Auch internationale Vermittlungsbemühungen sowie der Einsatz von UN-Truppen konnten über lange Zeit den Krieg nicht eindämmen. Nachdem, durch internationalen und internen Druck, Kroatien seine Teilungspolitik in Bosnien beendete und es Kroatien mit seiner Regierungsarmee im Sommer 1995 gelang, die Republik Serbische Krajina zu erobern und die serbische Seite auch in Bosnien in die Defensive zu bringen, sowie der Operation Deliberate Force der NATO gegen die bosnischen Serben, zeigten sich die inzwischen ermüdeten Kriegsparteien, auch unter internationalem Druck insbesondere aus den USA, bereit, ernsthafte Verhandlungen über eine Beendigung des Krieges zu führen. Diese Verhandlungen mündeten Ende 1995 in den Dayton-Vertrag. Mit dem Vertrag wurden die beiden Entitäten Föderation Bosnien und Herzegowina und Republika Srpska als Bestandteile von Bosnien und Herzegowina festgeschrieben. Gleichzeitig wurde eine internationale militärische und zivile Kontrolle des Landes vereinbart, die bis heute anhält (zuerst Implementation Force genannt, seit 2004 Operation Althea).

Im Bosnienkrieg starben etwa 100.000 Menschen, davon rund 60.000 Soldaten.[8][9]

  1. Sabrina P. Ramet: Central and Southeast European Politics Since 1989. Cambridge University Press, 2010, S. 130 (Online bei Google Books).
  2. John K. Cox: The History of Serbia. Greenwood Press, 2002, S. 150 (Online bei Google Books).
  3. Ante Čuvalo: The A to Z of Bosnia and Herzegovina. Scarecrow Press, Inc., 2007, S. 13 (Online bei Google Books).
  4. a b c Rezultati istraživanja “Ljudski gubici ’91–’95”. Research and Documentation Center Sarajevo, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 3. Dezember 2010; abgerufen am 16. Februar 2013.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.idc.org.ba
  5. Bosnien und Herzegowina. Unabhängigkeit. Auswärtiges Amt, Stand: März 2018, abgerufen am 3. April 2019.
  6. Frank Hoffmeister, Arno Weckbecker: Die Entwicklung der politischen Parteien im ehemaligen Jugoslawien. Südost-Institut Oldenbourg, München 1997, ISBN 3-486-56336-X, S. 164/165.
  7. Susan L. Woodward: Balkan Tragedy – Chaos and Dissolution after the Cold War. The Brookings Institution, Washington 1995.
  8. Untersuchungsergebnisse des Istraživačko dokumentacioni centar (Memento vom 20. Juli 2012 im Internet Archive), Sarajevo.
  9. siehe auch Kasten oben rechts.

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