Die byzantinische Herrschaft im Maghreb war eine Epoche der Geschichte Nordwestafrikas, die rund 175 Jahre umfasste. Sie begann in den Jahren 533/534 mit der Rückeroberung ehemals zum Weströmischen Reich gehörenden Territoriums durch das oströmisch-byzantinische Reich unter Justinian I. und fand ihr Ende während der Herrschaftszeit von Justinian II. durch die Eroberung Karthagos (698) und der letzten byzantinischen Außenposten, vor allem von Septem (708/711), im Verlauf der islamischen Expansion.[3]
Die Region war zunächst gemäß den typischen, seit 300 Jahren bestehenden spätrömischen Verwaltungsstrukturen gegliedert. Es befanden sich also zivile Befugnisse in der Hand eines Prätorianerpräfekten, dem Oberhaupt der obersten zivilen Verwaltungsbehörde im spätantiken Römerreich. Die militärischen Befugnisse oblagen hingegen einem magister militum per Africam. Diese Befugnisse wurden spätestens ab 591 gebündelt und das oströmische Nordafrika wurde Kernland eines von zwei Exarchaten, mit deren Gründung der oströmische Kaiser Maurikios (582–602) durch Bündelung und Dezentralisierung den Folgen einer imperialen Überdehnung entgegenwirken konnte. Eine weitere Veränderung dieser Verwaltungsstrukturen erfolgte bis zum Ende der byzantinischen Herrschaft nicht.
Die Rückeroberung dieser Region war von größter strategischer und wirtschaftlicher Bedeutung und von allen Eroberungen im Westen am nachhaltigsten. Denn während sich in Teilen des oströmischen Italiens ab 568 das Langobardenreich etablierte und die oströmische Herrschaft in Südspanien Anfang des 7. Jahrhunderts zu Ende ging, blieben die im Maghreb zurückeroberten Gebiete bis zur Islamischen Expansion vollumfänglich in oströmischer Hand.[4] Damit war die Region der bedeutsamste Eckpfeiler oströmischer bzw. byzantinischer[5] Macht im Westen.