Byzantinische Herrschaft im Maghreb

Byzantinisches Mosaik aus Karthago
Das sogenannte Solomonstor,[1] das Haupttor des byzantinischen Theveste[2]

Die byzantinische Herrschaft im Maghreb war eine Epoche der Geschichte Nordwestafrikas, die rund 175 Jahre umfasste. Sie begann in den Jahren 533/534 mit der Rückeroberung ehemals zum Weströmischen Reich gehörenden Territoriums durch das oströmisch-byzantinische Reich unter Justinian I. und fand ihr Ende während der Herrschaftszeit von Justinian II. durch die Eroberung Karthagos (698) und der letzten byzantinischen Außenposten, vor allem von Septem (708/711), im Verlauf der islamischen Expansion.[3]

Die Region war zunächst gemäß den typischen, seit 300 Jahren bestehenden spätrömischen Verwaltungsstrukturen gegliedert. Es befanden sich also zivile Befugnisse in der Hand eines Prätorianerpräfekten, dem Oberhaupt der obersten zivilen Verwaltungsbehörde im spätantiken Römerreich. Die militärischen Befugnisse oblagen hingegen einem magister militum per Africam. Diese Befugnisse wurden spätestens ab 591 gebündelt und das oströmische Nordafrika wurde Kernland eines von zwei Exarchaten, mit deren Gründung der oströmische Kaiser Maurikios (582–602) durch Bündelung und Dezentralisierung den Folgen einer imperialen Überdehnung entgegenwirken konnte. Eine weitere Veränderung dieser Verwaltungsstrukturen erfolgte bis zum Ende der byzantinischen Herrschaft nicht.

Die Rückeroberung dieser Region war von größter strategischer und wirtschaftlicher Bedeutung und von allen Eroberungen im Westen am nachhaltigsten. Denn während sich in Teilen des oströmischen Italiens ab 568 das Langobardenreich etablierte und die oströmische Herrschaft in Südspanien Anfang des 7. Jahrhunderts zu Ende ging, blieben die im Maghreb zurückeroberten Gebiete bis zur Islamischen Expansion vollumfänglich in oströmischer Hand.[4] Damit war die Region der bedeutsamste Eckpfeiler oströmischer bzw. byzantinischer[5] Macht im Westen.

  1. Susan Raven: Rome in Africa. 3. Auflage. Routledge, London u. a. 1993, ISBN 0-415-08150-5, S. 215.
  2. Ausführlich zur Beschaffenheit des Haupttores Denys Pringle: The Defence of Byzantine Africa from Justinian to the Arab Conquest. British Archaeological Reports, Oxford 1981, ISBN 0-86054-119-3 (Nachdruck 2001), S. 241.
  3. Der Zeitpunkt der Eroberung des letzten byzantinischen Außenpostens durch die Araber ist nicht geklärt, vgl. statt vieler nur Walter Kaegi: The Islamic conquest and the defense of Byzantine Africa. In: Susan T. Stevens, Jonathan P. Conant (Hrsg.): North Africa under Byzantium and Early Islam. Dumbarton Oaks Research Library & Collection, Washington (D. C.) 2016, ISBN 978-0-88402-408-8, S. 65–86, vor allem S. 70–71, der auf das Jahr 711 abstellt;
    andererseits Susan Raven: Rome in Africa. 3. Auflage. Routledge, London u. a. 1993, ISBN 0-415-08150-5, S. 229, die von einer Eroberung „zehn Jahre nach dem Fall Karthagos“ spricht und darauf hinweist, dass hierzu ausschließlich arabische und westgotische Quellen existieren. Dies deckt sich mit Walter E. Kaegi: Muslim Expansion and Byzantine Collapse in North Africa. Cambridge University Press, Cambridge 2010, ISBN 978-1-107-63680-4, der auf S. 155 ausführt, dass Ceuta 641 letztmals in byzantinischen Quellen erwähnt wird.
  4. Vgl. etwa Franz Georg Maier: Grundlagen und Anfänge der byzantinischen Geschichte: Das Zeitalter des Justinian und Heraklios. In: Franz Georg Maier (Hrsg.): Byzanz. Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt am Main 1973, S. 46–89, hier S. 75.
  5. Die Bezeichnung hat sich wie folgt durchgesetzt: „oströmisch“ für die Zeit bis 600 n. Chr. und „byzantinisch“ für die Zeit danach.

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