Carpe diem

Carpe diem auf einer Sonnenuhr

Carpe diem (wörtlich: „Pflücke den Tag“)[1] ist eine Sentenz aus der um 23 v. Chr. entstandenen Ode An Leukonoë des römischen Dichters Horaz (* 65 v. Chr.; † 8 v. Chr.). Sie fordert in der Schlusszeile als Fazit des Gedichts dazu auf, die knappe Lebenszeit heute zu genießen und das nicht auf den nächsten Tag zu verschieben. Im Deutschen wurde die Übersetzung „Nutze den Tag“ zum geflügelten Wort.[2]

„Nutze den Tag“ oder „Genieße den Tag“ trifft den eigentlichen Kern der Redewendung nur unzulänglich. Die der natürlichen Welt entlehnte Metapher ruft ein Bild des Pflückens von Blumen oder Früchten wach, als eines im sinnlichen Erleben der Natur wurzelnden Augenblicks.[3][4]

Der Appell ist hedonistisch nur im Sinn Epikurs gemeint, der für eine möglichst einfache Lebensweise eintrat.

  1. Brockhaus’ Kleines Konversations-Lexikon, 5. Auflage, Band 1. Leipzig 1911, S. 311 zeno.org; Karl Ernst Georges: Ausführliches lateinisch-deutsches Handwörterbuch. 8. Auflage. Hannover 1913 (Nachdruck Darmstadt 1998), Band 1, Sp. 1008–1009 zeno.org
  2. Geistesblitze / Die geflügelten Worte und Citate des deutschen Volkes / Für Deutschlands Katholiken zusammengestellt von Ferdinand Knie, 2. Teil. Paderborn 1887, S. 605 google.de/books; Theodor Fontane: Frau Jenny Treibel (1892), im 16. Kapitel: „Hören Sie, Sänger und Bruder, carpe diem. Wir Lateiner legen den Akzent auf die letzte Silbe. Nutze den Tag. […] Also noch einmal, was du tun willst, tue bald. Der Augenblick ist da;“
  3. Maria S. Marsilio (2010). TWO NOTES ON HORACE, ODES 1, 11. Quaderni Urbinati di Cultura Classica. New Series, Vol. 96, No. 3 (2010), pp. 117–123. jstor.org
  4. Chi Luu: How “Carpe Diem” Got Lost in Translation, daily.jstor.org vom 7. August 2019

Developed by StudentB