Als Unbewusstes wird das philosophische und humanwissenschaftliche Konstrukt bezeichnet, dass menschliches Denken, Fühlen und Handeln nicht nur von bewussten Entscheidungen und Vorgängen bestimmt wird, sondern ebenso von intuitiven Strebungen, Triebimpulsen, Strukturen oder Konflikten, die dem Bewusstsein, zeitweise oder grundsätzlich, verborgen sind und somit nicht von ihm kontrolliert werden können.[1] Dieses um die Jahrhundertwende vom 19. zum 20. Jahrhundert vor allem von der Psychoanalyse vertretene Paradigma wurde von Sigmund Freud nach den Paradigmenwechseln durch Kopernikus und Darwin als die dritte der Kränkungen der Menschheit bezeichnet.
Die Bezeichnung Unbewusstes oder das Unbewusste ist aus der Philosophie entlehnt und in der epistemologischen Vorstellung Immanuel Kants verankert, nach der die physische Realität („Außenwelt“) für den Menschen nur indirekt erkennbar sei, nämlich in der Form, in der sie dem Bewusstsein durch die Vermittlung der Sinne erscheint. Diese Vorstellung wurde mit dem Gedanken einer unbewusst bleibenden Psyche auf die Erkenntnismöglichkeiten der Introspektion, im Sinne einer Wahrnehmung der Prozesse der menschlichen Psyche („Innenwelt“), übertragen und mit der Metapher umschrieben, das Bewusste sei lediglich eine Insel, die aus dem Meer des unbewusst bleibenden Seelischen herausrage.[2] Der Terminus wurde 1846 erstmals von dem Mediziner, Maler, Naturphilosophen und Psychologen Carl Gustav Carus in die Philosophie eingeführt.[3]
Für die Psychoanalyse, die Tiefenpsychologie und daran anknüpfende Wissenschaftsrichtungen gilt die Vorstellung, dass es wirksame und dennoch unbemerkt verlaufende psychische Prozesse gibt, als paradigmatische Grundannahme im Bereich des Individuellen wie in Kultur und Gesellschaft.[3] Für die empirisch orientierte Psychologie und speziell den Behaviorismus gilt Unbewusstes demgegenüber epistemologisch als nicht betrachtungsfähig, da es sich dem experimentellen Zugriff entzieht. Sowohl historisch als auch aus der Perspektive der verschiedenen philosophischen, psychologischen, soziologischen und kulturwissenschaftlichen Perspektiven finden sich weitere Differenzierungen in Verständnis und Darstellung des Unbewussten bzw. unbewusster Vorgänge.[1][4]