Der Begriff Dienstleistungsgesellschaft zielt auf den gesellschaftlichen Strukturwandel ab, der sich beginnend in den 1970er Jahren auf unterschiedliche Weise in allen westlichen Industriestaaten vollzogen hat. Tatsächlich handelt es sich um einen Euphemismus für den Abbau von Infrastrukturen in der Montanindustrie, weniger um eine allgemeine Deindustrialisierung. In der Summe ist der Wandel jedoch mit einem erheblichen Rückgang der Zahl der Arbeitsplätze in der Industrie verbunden. 2016 waren in Deutschland nur noch etwa 25 Prozent der Erwerbstätigen in der Industrie beschäftigt.[1]
Zunächst verlagerten sich in der Grundstoffindustrie viele Produktionsmengen in Länder mit günstigeren Gewinnungsmethoden für Kohle und Erze sowie Mineralöl und Erdgas. Dann verblieben in der verarbeitenden Industrie aufgrund von Automatisierung und Produktivitätssteigerung immer weniger Arbeitsplätze und gleichzeitig konnte die Nachfrage nach Industrieprodukten immer kostengünstiger durch Transport von neuen Herstellern zu den Verbrauchern befriedigt werden, so dass der Dienstleistungssektor (im Sinne der Drei-Sektoren-Hypothese von Jean Fourastié) einerseits immer mehr Arbeitskräfte und andererseits immer mehr Kaufkraft an sich binden konnte.
Der Prozess der Umwandlung einer Industriegesellschaft hin zur Dienstleistungsgesellschaft wird als Tertiärisierung bezeichnet.
Neben den veränderten materiellen Grundlagen wird mit Dienstleistungsgesellschaft auch eine Veränderung gesellschaftlicher Werte und Normen verbunden.