Dimotiki

Unter Dimotiki [ðimotiˈci] (auch Demotike, griechisch δημοτική [γλώσσα] dimotiki [glossa] „Volkssprache“) versteht man die historisch gewachsene und zwar in direkter Kontinuität aus dem Altgriechischen entstandene, aber von dieser in Lexik, Morphologie, Syntax, Phonetik und Orthographie erheblich differierende neugriechische Volkssprache. Der Begriff als solcher ist seit 1818 belegt.[1] Die Dimotiki war (bzw. ist) die natürliche Muttersprache der Griechen. Sie stand zu Zeiten der Diglossie als Umgangssprache der Katharevousa (wörtlich „die Reine“) als offizieller Staats- und Bildungssprache gegenüber, die sich als zeitgemäße Neubelebung der antiken und byzantinischen Literatursprache (Koine) verstand.[2] Begrifflich bilden Dimotiki und Katharevousa ein Komplementpaar.

Die Bewegung, die sich für die Dimotiki einsetzte, wird Demotizismus (δημοτικισμός dimotikismós) genannt. Ihre Anhänger, die Demotizisten (δημοτικιστές dimotikistés), die sich als Anwälte des einfachen Volkes und einer wahren Volkskultur verstanden, diskreditierten die elitären Ansprüche der Verfechter der Hochsprache als volksfern und steril. Ihrerseits wurden sie von deren zu den gebildeten Eliten zählenden Vertretern unter anderem abwertend als οι μαλλιαροί i malliari („die Langhaarigen“) verächtlich gemacht. Was als Sprachenstreit ausgetragen wurde, war tatsächlich viel mehr, nämlich ein Kampf um die kulturelle Deutungshoheit und um die an Bildungstraditionen anknüpfenden sozialen Privilegien.

  1. Georgios Babiniotis: Lexiko tis neas ellinikis glossas. Zweite Ausgabe. Athen 2002, S. 474.
  2. Francisco R. Adrados: Geschichte der griechischen Sprache. Von den Anfängen bis heute. Tübingen und Basel 2001, S. 287.

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