Klassifikation nach ICD-10 | |
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F44.0 | Dissoziative Amnesie |
F44.1 | Dissoziative Fugue |
F44.2 | Dissoziativer Stupor |
F44.3 | Trance- und Besessenheitszustände |
F44.4 | Dissoziative Bewegungsstörungen |
F44.5 | Dissoziative Krampfanfälle |
F44.6 | Dissoziative Sensibilitäts- und Empfindungsstörungen |
F44.7 | Dissoziative Störungen [Konversionsstörungen], gemischt |
F44.8 | Sonstige dissoziative Störungen [Konversionsstörungen] |
F44.80 | Ganser-Syndrom |
F44.81 | Multiple Persönlichkeit(sstörung) |
F44.82 | Transitorische dissoziative Störungen [Konversionsstörungen] in Kindheit und Jugend |
F44.88 | Sonstige dissoziative Störungen [Konversionsstörungen] |
F44.9 | Dissoziative Störung [Konversionsstörung], nicht näher bezeichnet |
ICD-10 online (WHO-Version 2019) |
Der Begriff Dissoziation (dissoziative Störungen;[1] auch umfassend Konversionsstörung und dissoziative Bewusstseinsstörung) bezeichnet das (teilweise bis vollständige) Auseinanderfallen von psychischen Funktionen, die normalerweise zusammenhängen. Der aktuelle Medizin-Duden unterscheidet den medizinischen Begriff als Störung des geordneten Zusammenspiels von Muskeln, Organteilen oder Empfindungen vom psychologischen Begriff als „Auflösung einer geordneten Vorstellungsverbindung oder eines normalerweise vorhandenen Bewusstseinszusammenhangs“.[2]
Beschrieben werden ein Zerfall, zum Beispiel von Bewusstseinszusammenhängen oder von persönlichkeitsformenden Kräften,[3] oder „das Zerfallen von assoziativen Vorstellungsverbindungen unter dem Einfluss neuer Eindrücke“[4] mit der Sonderform Dissoziation von Empfindungen (Empfindungsdissoziation).
Betroffen von dissoziativer Abspaltung sind meist die Bereiche Wahrnehmung, Bewusstsein, Gedächtnis, Identität und Motorik, aber manchmal auch Körperempfindungen (etwa Schmerz und Hunger).[5]
Dissoziative Phänomene existieren auf einem Kontinuum: Es erstreckt sich von leichten Symptomen, von denen nahezu jeder Mensch im Laufe des Lebens mindestens einmal betroffen sein kann, bis hin zu schweren Symptomen, die zu Beeinträchtigungen und Leiden führen. Letztere werden daher als dissoziative Störungen bezeichnet.
Vergleicht man eine Gruppe von Menschen mit dissoziativen Störungen mit Nichtbetroffenen, sind funktionelle und anatomische Abweichungen im Gehirn feststellbar. Bezüglich der Ursachen besteht weitgehende Einigkeit, dass man von einem Zusammenwirken bestimmter persönlicher Voraussetzungen und – in der Regel – traumatischer Erlebnisse ausgehen sollte. Vorübergehende dissoziative Zustände können jedoch auch durch einige chemische Substanzen hervorgerufen werden.