Distinktion (von lateinisch distinctio „Unterscheidung“) ist ein in der Soziologie verwendeter Begriff, mit dem eine mehr oder weniger bewusste aktive Abgrenzung von Angehörigen bestimmter sozialer Gruppierungen bezeichnet wird, z. B. Religionsgemeinschaften, Ethnien, Klassen oder auch kleinerer Einheiten wie etwa Jugendkulturen. Voraussetzung ist der Prozess des Othering, bei dem Menschen ihre Gruppenzugehörigkeit durch die Konstruktion des Fremden und seine grundsätzliche Abwertung definieren. Aktive Abgrenzung entsteht, wenn die hervorgehobenen Unterschiede auf verschiedene Art und Weise „verwirklicht“ und manifestiert werden: Durch antagonistische Begriffe (Christen und Heiden, „die“ Ausländer, Adel und Gemeine u. ä.), „Sichtbarmachung“ durch auffällige äußere Erscheinungsformen (Kleidung, Tätowierungen, Bräuche u. ä.), Sprache (Fachsprachen, Slang, Jugendsprache u. ä.), Geschmack (Wohungsstil, Mode, Statussymbole u. ä.) und vielem mehr. In diesem Sinne ist Distinktion eine Triebfeder und Form des kulturellen Wandels. Es hebt kulturelle Unterschiede hervor und fördert damit Ein- und Ausgrenzung, hierarchische Strukturen und gesellschaftliche Spaltungsprozesse.[1][2]
Wenn solche Abgrenzungsprozesse in genau entgegengesetzter Weise bei benachbarten Kulturen auftreten und die Unterschiede sich dabei in kollektiver Dynamik zunehmend vergrößern, spricht man nach David Wengrow und David Graeber von Schismogenese.