Doge von Venedig

Die früheste bekannte Darstellung eines Dogen, des Ordelaffo Falier († 1118), ist Teil des Bildprogramms der Pala d’oro in der Markuskirche. Sie ist mit der Inschrift „OR.FALE/TRUS“ und „DEI GRATIA / VENECI/E DUX“ ausgestattet.
Giovanni Bellini: Porträt des Dogen Leonardo Loredan (1501)

Der Doge [ˈdoːʒə], abgeleitet von lateinisch Dux (Führer, Anführer, Fürst), war das auf Lebenszeit regierende Staatsoberhaupt der Republik Venedig zwischen dem 8. Jahrhundert und 1797.

Ursprünglich war der Doge ein lokaler Stellvertreter des Exarchen von Ravenna, der wiederum der Statthalter des Byzantinischen Kaisers in Oberitalien war. Mit der Emanzipation Venedigs von Byzanz wurde der Doge zum Herrscher eines sich zunehmend verselbstständigenden Staatsgebildes, des Dukats. Als erster Doge galt lange Paulicius, in der venezianischen Historiographie meist Paoluccio Anafesto genannt, doch gilt heute Ursus (Orso Ipato) als erster Doge. Zu Anfang des 9. Jahrhunderts wurde der Sitz des Dogen von Metamaucum (bei Malamocco) nach Rialto und damit in das heutige historische Zentrum verlegt; Residenz war der dortige Dogenpalast.

Mehrfach kam es zu Versuchen, eine Dynastie zu gründen. Wichtigstes Mittel war dabei die Wahl eines Sohnes des herrschenden Dogen zum Mitdogen; von Bedeutung war aber auch die Heiratspolitik. Diese Versuche wurden erst im 11. Jahrhundert gesetzlich untersagt. Im späteren 12. Jahrhundert, mit der Wahl Sebastiano Zianis, wurde der Volksversammlung das Recht der Dogenwahl entwunden. Ein kompliziertes Wahlverfahren sorgte wiederum für einen Ausgleich zwischen den nunmehr dominierenden Familien. Ab dieser Zeit wurden die Machtbefugnisse des Staatsoberhauptes nach und nach eingeschränkt, so dass er in der Neuzeit zum bloßen Repräsentanten und lebenden Symbol der Adelsrepublik wurde, bald zusammen mit seiner Ehefrau, der Dogaressa. Umso bedeutender wurden für diese Familien die monumentalen Grabmäler mit ihrem Bildprogramm und die sonstigen Symbole dafür, dass diese Familien einen der Dogen gestellt hatten.

Manche Dogen wurden im Laufe der Zeit als bloße Usurpatoren nicht zu den Dogen gezählt, einer später aus den Dogenlisten entfernt, weil er zugleich Patriarch war und damit Geistlicher. Die Diskussion über die Frage, ob die Mitdogen mitgezählt werden, meistens Söhne, manchmal Brüder von regierenden Dogen, insbesondere dann, wenn sie vor dem Ableben ihrer Väter bzw. Brüder selbst starben und daher nie allein herrschten, ist noch im Fluss.[1] Zu den 118 bzw. 120 anerkannten Dogen kommen bis ins frühe 13. Jahrhundert einige wenige Stellvertreter, die als Vizedogen bezeichnet wurden. Die Gesamtzahl der gegen Ende der Republik nicht (mehr) als Dogen anerkannten Herrscher beträgt 15; hinzu kommen die im 8. Jahrhundert insgesamt vier bzw. fünf jeweils ein Jahr lang herrschenden Magistri militum. Der letzte Doge Ludovico Manin dankte am 12. Mai 1797 ab, nachdem sich der Große Rat angesichts des Vormarsches Napoleons zuvor selbst aufgelöst hatte.

  1. So etwa Thomas F. Madden in seinem Opus Venice. A New History, das 2012 erschien (S. 26), der ausdrücklich die Gesamtzahl von 118 Dogen nennt.

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