Donauschwaben

Karte mit den ehemaligen Siedlungsgebieten der Donauschwaben. Bevölkerungsgruppen: 1+2 Ungarndeutsche, 3-5 Banater Schwaben und Kroatiendeutsche, 6 Sathmarer Schwaben
Tafel mit den ehemaligen Siedlungsgebieten der Donauschwaben. Donauschwabenpark, Wien-Floridsdorf

Donauschwaben (auch Donaudeutsche) ist ein Sammelbegriff für die von Ende des 17. Jahrhunderts nach den Kriegen gegen das Osmanische Reich bis zur zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts in die Länder der Ungarischen Stephanskrone ausgewanderten Deutschen, aber auch einige Franzosen, Spaniern und Italienern, deren Siedlungsgebiete längs des – während der Osmanenherrschaft dünnbesiedelten – Mittellaufs der Donau in der Pannonischen Tiefebene lagen. Die Ansiedlungen beschränkten sich anfänglich auf die Militärgrenze, eine Kette von Militärbezirken entlang der Grenze zum Osmanischen Reich.

Zum Kernstück dieser Besiedlung wurde die unter Karl VI., Maria Theresia und Joseph II. im 18. Jahrhundert planmäßig durchgeführte Ansiedlung von deutschsprachigen Bauern und Handwerkern sowie österreichischen und böhmischen Bergleuten.

Im Lauf des 18. Jahrhunderts gelangten über 150.000 Siedler in die Gebiete des damaligen Ungarn. Durch diese wurde die pannonische Tiefebene im 19. Jahrhundert zur „Kornkammer der Donaumonarchie“.

Die Siedler stammten überwiegend aus den südwestlichen deutschen Ländern (Rheinpfalz, Elsass, Lothringen, Baden und Württemberg), in geringerer Zahl auch aus Bayern, Österreich und Böhmen. Diese unterschiedliche Herkunft spiegelt sich auch in der Sprache der Donauschwaben wider. Sowohl die Madjaren als auch die Südslawen nannten sie von Anfang an „Schwaben“, obwohl nur ein Teil aus dem heutigen Schwaben stammte. Allmählich ging diese Bezeichnung in den eigenen Sprachgebrauch über. Erst nach dem Ersten Weltkrieg wurden diese Schwaben – zur Unterscheidung von denen in Baden-Württemberg – zuerst von Volkskundlern und Historikern und dann allgemein als Donauschwaben bezeichnet.

Die Militärgrenze wurde 1849 kaiserliches Kronland und blieb dies bis Ende des 19. Jahrhunderts, während die restlichen, größeren donauschwäbischen Siedlungsgebiete der ungarischen Komitatsverwaltung eingegliedert wurden.

Nach dem Zerfall der Habsburgermonarchie als Folge des Ersten Weltkrieges wurden die Siedlungsgebiete der Donauschwaben im ehemaligen Österreich-Ungarn durch die alliierten Mächte getrennt (Vertrag von Saint-Germain): Ein Teil verblieb bei Ungarn, der zweite wurde Rumänien zugewiesen und der dritte Teil fiel an das neu gegründete Jugoslawien. Die Donauschwaben hatten um die rechtliche Gleichstellung als Staatsbürger und um die Erhaltung ihrer kulturellen Traditionen zu kämpfen. Diese Umstände nutzte das Deutsche Reich, um bei den Donauschwaben nationalsozialistisches Gedankengut zu verbreiten.[1]

Im Zweiten Weltkrieg kämpften Donauschwaben in den ungarischen und rumänischen Armeen an der Seite des Deutschen Reiches, auch direkt in Wehrmacht und Waffen-SS. In Jugoslawien beteiligten sie sich an Besatzungsaufgaben. Donauschwaben nahmen am Partisanenkrieg gegen die jugoslawische Volksbefreiungsarmee in Divisionen der Waffen-SS teil, die für ihre brutalen Repressalien und völkerrechtswidrigen Erschießungen von Zivilisten bekannt wurden. In Jugoslawien wie auch in Rumänien und in Ungarn meldeten sich zunächst Freiwillige zur Waffen-SS, im weiteren Verlauf des Krieges fanden in allen drei Staaten Aushebungen statt.

In der Endphase des Zweiten Weltkrieges flüchteten Zehntausende Donauschwaben meist in den westlichen Teil des Deutschen Reichs. Nach dem Krieg wurden die verbleibenden Donauschwaben entrechtet, enteignet und in vielen Fällen in die Sowjetunion verschleppt. In Ungarn wurde die Hälfte der Ungarndeutschen vertrieben.[2] Nach den Jahren deutscher Besatzungsherrschaft entluden sich in Jugoslawien die aufgestauten Vergeltungsbedürfnisse, wonach die „Volksdeutschen“ kollektiv als Kriegsverbrecher galten. Hier kam es zunächst zu Misshandlungen und Massenhinrichtungen von Jugoslawiendeutschen durch Partisanen, später zu Einweisungen in Zentralarbeitslager und Internierungslager durch jugoslawische Behörden.[3] In den Jahren nach der Auflösung der Lager verließ der überwiegende Teil der Jugoslawiendeutschen das Land. Im letzten Drittel des 20. Jahrhunderts lösten sich viele der noch bestehenden deutschen Siedlungen, besonders die der Rumäniendeutschen, durch große Auswanderungswellen vorwiegend nach Deutschland und Österreich weitgehend auf.

  1. gbv.de, Gemeinsamer Bibliotheksverbund, Frankfurter Allgemeine Zeitung, Johannes Hürther: Rezension: Casagrande, Thomas: Die volksdeutsche SS-Division „Prinz Eugen“ – Die Banater Schwaben und die nationalsozialistischen Kriegsverbrechen. ISBN 3-593-37234-7, 18. Dezember 2003, S. 8.
  2. Mathias Beer: Flucht und Vertreibung der Deutschen. Voraussetzungen, Verlauf, Folgen. München, 2011, ISBN 978-3-406-61406-4, S. 86.
  3. Ingomar Senz: Die Donauschwaben. Langen Müller, 1994, S. 126 f.

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