Der Dschihadismus (seltener auch Jihadismus in Anlehnung an die Schreibweise im Englischen; Zusammensetzung aus Dschihad und -ismus) ist eine uneinheitliche militante extremistische Strömung des sunnitischen Islamismus in seiner salafistischen Ausprägung.
Seine Anhänger, die Dschihadisten, gehen von einem globalisierungs-, modernisierungs- und kapitalismusbedingten Macht-, Kultur- und Einflussverlust des Islam als Religion und politisches System aus und leiten daraus den kollektiven Anspruch der Muslime bzw. die individuelle Selbstverpflichtung der Dschihadisten ab, einen Wiederaufstieg des „Urislam“ in seiner allerdings erst neuzeitlich entstandenen, radikalisiert salafistischen Lesart zu erreichen. Der dafür ideologisch ausgeschmückte Referenzzeitraum bzw. Idealislam ist gemäß der Stilisierung der Dschihadisten also zwar der Frühislam, das heißt die Zeit Mohammads und seiner unmittelbaren Nachfolger bzw. rechtmäßigen Kalifen, die als Aufstieg- und Blütezeit des Islam verstanden wird. Die eher utopischen Ideale vieler Dschihadisten allerdings sind nicht zwingend historisch verbürgt, sondern speisen sich aus einer unübersichtlichen Vielzahl von sexuellen Phantasien, politischen Verschwörungstheorien, kulturellen Mythen, pseudohistorischen Legenden und allerlei Religionsfragmenten. Einige Deutungen, Motive und Zeichen des Dschihadismus konnten daher in allgemeine Jugendkultur und in muslimische Populärkulturen einsickern, teils sind sie auch aus diesen hervorgegangen, was sich gelegentlich als „Pop-Islamismus“ beschrieben findet.
International bekannt wurde der Dschihadismus insbesondere durch das Attentat auf den damaligen ägyptischen Präsidenten Anwar as-Sadat 1981, dessen Tätergruppe ihre Motive ausführlich formulierte.[1] Seit einigen Jahren propagieren Dschihadisten zunehmend den Aufbau und die Ausdehnung des Machtbereichs eines islamischen Staates mit den gewalttätigen Mitteln des islamistischen Terrorismus. Der Dschihadismus bezieht sich dabei auf das islamische Konzept des kleinen Dschihad, das er als religiöse Verpflichtung jedes Muslims zum gewaltsamen Kampf zur Verteidigung des Islam gegen Ungläubige interpretiert, zu denen er neben Anhängern anderer Religionen auch Muslime abweichender Überzeugungen zählt.