Enterostoma

Klassifikation nach ICD-10
Z93.- Vorhandensein einer künstlichen Körperöffnung (Exkl.: Künstliche Körperöffnungen, die der Beobachtung oder Versorgung bedürfen → Z43.-)
Z93.2 Vorhandensein eines Ileostomas
Z93.3 Vorhandensein eines Kolostomas
Z93.4 Vorhandensein anderer künstlicher Körperöffnungen des Magen-Darmtraktes
ICD-10 online (WHO-Version 2019)
Ileostoma

Das Enterostoma (von altgriechisch ἔντερον énteron, „Darm“, und στόμα stoma „Mund“ oder „Öffnung“, auch künstlicher Darmausgang, künstlicher After, Kunstafter, Bauchafter, Anus praeternaturalis, Kurzform Anus praeter (Abkürzung AP) = „außernatürlicher After“, umgangssprachlich auch Seitenausgang und Notausgang), Plural Enterostomata, ist eine chirurgisch herbeigeführte Öffnung eines Darmteils durch die Bauchwand, die der Ausleitung der Ausscheidungen dient.

Je nach verwendetem Darmabschnitt sprechen Mediziner von Ileostoma (Ausleitung vom Ileum), Coecostoma (Ausleitung vom Blinddarm, Coecum), Colostoma oder Kolostoma (Ausleitung vom Colon) oder Transversostoma (Ausleitung vom Colon transversum). Umgangssprachlich werden Coeco-, Colo- und Transversostoma häufig unter dem Begriff Colostoma zusammengefasst, da das Colon einen Großteil des Dickdarms (Intestineum crassum) ausmacht.

Ein Urostoma ist dagegen ein operativ angelegter Ausgang zur Ableitung von Urin.

Mögliche zugrundeliegende Krankheiten oder Störungen für die Anlage eines Enterostomas sind Karzinome des Abdomens (72 %); entzündliche Darmerkrankungen wie Morbus Crohn, Colitis ulcerosa oder Divertikulitis (21 %), Familiäre Adenomatöse Polyposis (FAP) sowie Komplikationen im Rahmen abdominaler Operationen, Organfehlbildungen bei Neugeborenen, Unfälle und anderes (7 %).[1]

Die entsprechende Operation heißt Enterostomie, in den Spezialfällen Ileostomie bzw. Colostomie (auch Kolostomie[2][3]). Betroffen sind alle Altersgruppen – nicht, wie oftmals angenommen, nur ältere Menschen. Schätzungen zufolge gibt es etwa 100.000 Stomaträger in Deutschland.

Spezialfälle von Enterostomien waren oder sind etwa die Duodenostomie,[4] die Choledochoenterostomie, die Cholezystoenterostomie und die 1904 erstmals durch Hans Kehr in Halberstadt erfolgte Hepatoenterostomie sowie die erstmals 1882 durch Alexander von Winiwarter durchgeführte Cholezystokolostomie[5] sowie die Ileokolostomie.[6]

  1. Deutsche ILCO e. V.
  2. Nikolaus Papastavrou: Darm. In: Franz Xaver Sailer, Friedrich Wilhelm Gierhake (Hrsg.): Chirurgie historisch gesehen. Anfang – Entwicklung – Differenzierung. Dustri-Verlag, Deisenhofen bei München 1973, ISBN 3-87185-021-7, S. 107–131, hier: S. 111 f. (Kolostomie)
  3. Vgl. auch Oskar Witzel: Zur Indikation und Technik der Kolostomie und Enterostomie. In: Zentralblatt für Chirurgie. 1894, S. 937 ff.
  4. Adolf Henle: Ein Fall von Gastroduodenostomie. In: Zentralblatt für Chirurgie. Band 25, 1898, S. 753 ff.
  5. Günter Skibbe: Gallenblase und Gallengänge. In: Franz Xaver Sailer, Friedrich Wilhelm Gierhake (Hrsg.): Chirurgie historisch gesehen. Anfang – Entwicklung – Differenzierung. Dustri-Verlag, Deisenhofen bei München 1973, ISBN 3-87185-021-7, S. 72–88, hier: S. 79–84, hier: S. 79, 81 und 84.
  6. R. von Baracz: Über die totale Darmausschaltung und über die Verwendbarkeit der Kohlrübenplatten bei der Ileokolostomie. In: Zentralblatt für Chirurgie. Band 617, 1894.

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