Der Ausdruck epistemische Rechtfertigung bezeichnet in der erkenntnistheoretischen Debatte eine Bedingung, die eine Überzeugung erfüllen muss, um Wissen zu sein. Statt von einer epistemischen Rechtfertigung spricht man auch häufig von der Begründung von Überzeugungen.
Erstmals eingeführt wird die Rechtfertigung als Bedingung für Wissen in Platons Theaitetos, wo Wissen als wahre Überzeugung, die mit Begründung verbunden ist, analysiert wird. Dieses Modell bildete lange Zeit die prominenteste Wissensanalyse. Erst in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts tauchten vermehrt Ansätze auf, die Rechtfertigung nicht als notwendig für Wissen ansehen.
Epistemische Rechtfertigungen sind von anderen Rechtfertigungen zu unterscheiden, bei denen Wahrheitsgründe nicht im Vordergrund stehen – wie z. B. moralische oder Klugheitsgründe. Dabei kann eine Überzeugung zugleich aus anderen Gründen gerechtfertigt und epistemisch nicht gerechtfertigt sein (wie z. B. die Überzeugung vom Erfolg einer wichtigen, aber riskanten Unternehmung).