Als erotische Literatur im weiteren Sinn bezeichnet man Literatur, deren Sujet die Darstellung erotischer bzw. sexueller Beziehungen ist. Dieser Begriff der erotischen Literatur anhand ihres Gegenstandes macht erotische Literatur zu einem Oberbegriff zu verschiedenen Formen und Gattungen. Dazu gehören dann beispielsweise die Liebesdichtung sowohl wie die Pornografie, wobei gelegentlich zwischen erotischer Literatur und Pornografie nicht unterschieden wird.
Es ist aber auch verbreitet, in einem Spektrum zwischen hochliterarischen Formen wie etwa der antiken oder barocken Liebesdichtung auf der einen Seite und der industriell produzierten Pornografie auf der anderen Seite der erotischen Literatur eine Mittelstellung zuzuweisen. Dabei grenzt sich die erotische Literatur von der Liebesdichtung und der literarischen Darstellung von Liebesbeziehungen durch eine direktere und freiere Darstellung von Sinnlichkeit und Körperlichkeit ab. Von der Pornografie würde die erotische Literatur sich dann dadurch unterscheiden, dass sie die dort übliche Reduktion der Figuren auf Stereotypen und die Beschränkung des Inhalts auf eine Aneinanderreihung von Sexszenen vermeidet. Eine derartige Begriffsbildung kann aber kritisiert werden, wenn sie die historisch und kulturell ganz unterschiedlichen Verwendungsformen insbesondere des Begriffs der „Pornografie“ ignoriert. Oft werden auch in ihrer Darstellung von Sexualität durchaus explizite und auf die sexuelle Erregung des Leser abzielende Werke, um sie vom Odium der „Pornografie“ zu befreien, euphemistisch als „erotische Literatur“ bezeichnet, gehoben spricht man auch von Erotika (Singular Erotikon).
Eine weitere Einengung ergibt sich, wenn man erotische Literatur als Genrebezeichnung verwendet, also als Gruppe von Werken, die durch bestimmte Konventionen, Lesererwartungen und Vertriebsformen geprägt ist. Während es für erotische Literatur im weiteren Sinn Beispiele seit den Anfängen der Literatur überhaupt gibt, entsteht die erotische Literatur als Genre im 18. Jahrhundert in Frankreich und England. Aus dieser Wurzel entstehen in der Moderne eine große Zahl von Subgenres, etwa der sogenannte Bodice Ripper als (häufig im georgianischen England angesiedelte) historisch-erotische Romanform oder die fingierte erotische Autobiografie, deren bekanntestes Beispiel der 1906 erschienene Roman Josefine Mutzenbacher ist. Dazu gibt es vor allem im Bereich der Pornografie eine große Zahl von Subgenres entsprechend den diversen sexuellen Orientierungen, Präferenzen und Fetischismen, mit Großprovinzen wie etwa der schwulen Pornografie oder der sadomasochistischen Literatur.[1][2]
Und drittens gibt es Werke, bei denen Sexualität zwar eine mehr oder minder erhebliche Rolle spielt, bei denen man aber nicht sagen kann, dass Sexualität und Erotik ihr Sujet seien – geschweige denn, dass sie irgendwelche Genrekonventionen erfüllen. Dennoch werden sie zu Klassikern der erotischen Literatur gezählt und in entsprechenden Reihen immer wieder veröffentlicht. Besonders Werke der antiken Literatur zählen zu dieser Gruppe. Man kann zum Beispiel von Ovids Metamorphosen nicht sagen, dass er Erotik zum Thema hätte, obwohl Sexualität eine beträchtliche Rolle spielt. Dennoch wurden die Metamorphosen vom Mittelalter bis in die Neuzeit immer wieder als erotischer Text gelesen – und dienten tausendfach als Vorlage für Werke der bildenden Kunst, erlaubten sie doch die sonst weitgehend verpönte Darstellung nackter Körper. Hier hat man also neben dem erotischen Werk per Sujet und dem erotisch-pornografischen Genretext den erst retrospektiv erotisch wirkenden Text. Dieser Umstand erlaubte es auch, bei Werken, die weder von Sujet noch Genre als „erotisch“ zu klassifizieren wären, von „erotischer Literatur“ zu sprechen, also auch von einer „erotischen Literatur der Antike“ statt lediglich von „Erotik und Sexualität in der antiken Literatur“, wobei natürlich nie vergessen werden darf, dass solche Klassifizierung weitgehend retrospektiv ist.[3]
Die Literarizität erotischer Literatur ist wie bei der Pornografie oft bestritten worden. Einen wichtigen Beitrag zu dieser Diskussion lieferte Susan Sontag mit ihrem 1967 verfassten Essay The Pornographic Imagination.
Die Schriften, die sich um eine Definition von Pornographie bzw. um die Unterscheidung von erotischer Literatur und Pornographie bemühen, füllen Bibliotheken. In der Folge soll zwischen erotischer Literatur und Pornographie nicht weiter unterschieden werden, da es hier um ein Teilgebiet der Literatur geht, demgegenüber ist „Pornographie“ ein von rechtlichen Auseinandersetzungen bzw. von Formen des Literaturvertriebs bzw. von Lesererwartungen geprägter Begriff. Das heißt, wenn ein Buch von der Bundesprüfstelle indiziert, unter dem Ladentisch verkauft und durch seine Aufmachung beim Käufer die Erwartung weckt, dass der Text als Vorlage für Masturbationsphantasien geeignet ist, dann kann man das Buch als Pornographie bezeichnen. Über die Literarizität sagt das nichts aus. Aus dem gleichen Grund soll auf die Geschichte der Zensur erotischer Literatur nur dort eingegangen werden, wo Zensurbemühungen für die Rezeption einzelner Werke relevant wurden, wie etwa bei den Werken von D. H. Lawrence und Henry Miller.