Das Event Horizon Telescope (EHT, deutsch Ereignishorizontteleskop) ist ein Verbund von Radioteleskopen, um mittels Very Long Baseline Interferometry (VLBI) weit entfernte Schwarze Löcher zu untersuchen. Radioteleskope auf der ganzen Welt nehmen dafür Signale auf, die durch die Schwarzen Löcher verursacht werden. Die sich daraus ergebenden Messreihen werden gespeichert (für Internet-Versand sind die Datenmengen zu groß) und auf Datenträgern (Racks mit Festplatten[1]) zu Computerzentren (wie dem VLBI-Korrelator am Bonner Max-Planck-Institut für Radioastronomie) gebracht, wo sie ausgewertet werden. Der große Abstand der Teleskope auf der Erdoberfläche macht dabei eine Winkelauflösung möglich, die weit über jener der einzelnen Radioteleskope liegt.
Die ersten beiden Ziele des Verbunds sind das supermassereiche Schwarze Loch Sagittarius A* im Zentrum der Milchstraße und das Schwarze Loch im Zentrum der elliptischen Riesengalaxie M87. Damit sollen Vorhersagen der allgemeinen Relativitätstheorie überprüft sowie Erklärungsansätze zur Entstehung der äußerst energetischen Jets supermassereicher Schwarzer Löcher gefunden werden.[1][2]
Erste Vorschläge, wie der „Ereignishorizont“ oder genauer der „Schatten“ (man „sieht“ nicht den Ereignishorizont, sondern das durch die Krümmung des Lichts durch das schwarze Loch entstehende Bild der Umgebung mit einem Schatten in der Mitte) mit zusammengeschalteten Radioteleskopen beobachtet werden könnte, wurden im Jahr 2000 von Heino Falcke, Fulvio Melia und Eric Agol gemacht[3]. Die Pläne für das EHT wurden konkretisiert bei einem Treffen der Radioastronomen im Januar 2012 in Tucson („Bringing Black Holes into Focus: The Event Horizon Telescope“). Beobachtet wird bei einer Wellenlänge von 1,3 mm (230 GHz); Beobachtungen bei noch kürzeren Wellenlängen (0,87 mm, entsprechend 345 GHz) sind 2019 in Vorbereitung.[4] Das Schlüsselelement zum Erfolg des EHTs ist, dass das Radio-Interferometer ALMA im Jahr 2016 bei 230 GHz VLBI-fähig gemacht wurde (ebenso im 86-GHz-Band, entsprechend 3,5 mm Wellenlänge, im Global Millimeter VLBI Array, GMVA). Es nahm am Anfang April 2017 erstmals an VLBI-Beobachtungen bei 86 GHz (GMVA) und 230 GHz (EHT) teil, was die Auflösung in Nord-Süd-Richtung um einen Faktor drei und die Empfindlichkeit stark verbesserte.[5][6] 2022 gelang auch ein Bild von Sagittarius A*.
Seit 2019 ist im Rahmen des EHT der Aufbau des African Millimetre Telescope in Namibia geplant.[7][8]
Direktor des EHTs ist seit August 2020 Huib Jan van Langevelde. Gründungsdirektor ist Shep Doeleman. Der Vorsitzende des EHT-Boards ist Colin J. Lonsdale; Gründungsvorsitzender des Boards ist Anton Zensus. Der wissenschaftliche Beirat wird von Daniel Marrone, Nachfolger von Heino Falcke geleitet. Der EHT-Kooperation wurden der Breakthrough Prize in Fundamental Physics und die Albert-Einstein-Medaille (jeweils für 2020) zugesprochen sowie der Breakthrough of the Year für 2019.
<ref>
-Tag; kein Text angegeben für Einzelnachweis mit dem Namen Nature-2017-03-23.<ref>
-Tag; kein Text angegeben für Einzelnachweis mit dem Namen m87-i.