Expressionismus

August Macke: Russisches Ballett 1 (1912)

Der Expressionismus (von lateinisch expressio ‚Ausdrücken, Ausdruck‘) ist eine Stilrichtung in der Kunst. Ihre Anfänge und Vorläufer finden sich im ausgehenden 19. Jahrhundert. Wie der Impressionismus, der Symbolismus und der Fauvismus ist der Expressionismus eine Bewegung gegen die Tendenzen des Naturalismus. Im Expressionismus überwiegt die expressive Ebene gegenüber der ästhetischen, appellativen und sachlichen Ebene. Der Künstler möchte sein Erlebnis für den Betrachter darstellen.

Als Ausdrucksmittel dienten den bildenden Künstlern wie auch den Literaten und Musikern des Expressionismus u. a.

  • die Wendung zur breiten Öffentlichkeit, die durch das plakative, superlativische, erregt-exklamatorische Element und den Pamphletstil der Literatur unterstrichen wurde;
  • die „aggressive Deformation“ von Formen, Figuren, Wörtern, Harmonien und Tempi, das Unkultivierte, Archaische und „Wilde“;
  • die Travestie, die Parodie des „Erhabenen“ bei gleichzeitiger Heroisierung des Banalen;
  • eine forcierte Simultaneität, die z. B. durch extreme Zeitraffung in der Literatur oder durch Wiedergabe zeitlich oder räumlich nicht übereinstimmender Ereignisse auf demselben Bild erreicht wird;
  • der Hang zum Konstruierten, zur Typisierung, Metaphorisierung, Entindividualisierung und Depersonalisierung, der sich der einfühlenden Identifikation versperrt.

Darin wird ein Destruktionswille erkennbar, der sich gegen ein dekadent-erschlafftes und wohlanständiges Bürgertum der Wilhelminischen Epoche wie auch gegen die Genussästhetik des Impressionismus und Jugendstils wendet, wobei das Ziel der Stimulation oft unklar bleibt.[1]

  1. Richard Hamann, Jost Hermand: Expressionismus (= Epochen deutscher Kultur von 1870 bis zur Gegenwart. Band 5), Frankfurt 1977, S. 32–63, 93, 123.

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