Fetischismus (lateinisch facticius: nachgemacht, künstlich; französisch fétiche: Zauber[mittel]) bezeichnet im religiösen Sinn den Glauben an übernatürliche persönliche Geister oder unpersönliche Mächte, die in bestimmten Gegenständen wohnen, und deren Verehrung als heilige Objekte. Die Kraft eines Fetischs kann durch Geschenke oder Opfer aktiviert und gesteigert werden.[1] In diesem Sinne müssen Fetische wie Menschen behandelt werden, um ihre Kraft zu entfalten.[2] Prinzipiell kann jeder Gegenstand zum Fetisch werden.
Diese ursprünglich aus Westafrika stammende religiöse Praxis kann als eine Spielart des Animatismus (alles ist belebt) bzw. des Animismus (alles ist beseelt) interpretiert werden.[3] Der französische Geograph Charles de Brosses sah darin 1760 in seinem Buch Du culte des dieux fétiches sogar den Ursprung oder zumindest einen Bestandteil einer „universalen Urreligion“, was stark kritisiert wurde (siehe Animismus in der Religionstheorie).[4] In dieser Tragweite gilt das Konzept des Fetischismus heute als überholt[1] (siehe auch Sackgassen der ethnologischen Religionsforschung). Von Anfang an ist der Begriff in pejorativer (abwertender) Weise für religiöse Objekte aller Art verwendet worden. Das breite Spektrum der als Fetisch bezeichneten Objekte führte zu einer Verwässerung der Begriffsbedeutung. Oft wurden Objekte, weil sie aus europäischer Sicht in keine andere Kategorie passten, inflationär als Fetische klassifiziert.[5] Daher werden in der modernen Ethnologie derartige rituelle Gegenstände heute meist „Kraftfiguren“ genannt.[6]
Verbreitet ist der Fetischismus (z. B. Voodoo) heute noch vor allem in Westafrika (speziell Benin) und bei den spiritistischen afroamerikanischen Religionen.