In der Grammatik bezeichnet Flexion (lateinisch flexio ‚Biegung‘),[1] deutsch auch Beugung oder (österreichisch) Biegung,[2] eine Änderung in der Form eines Wortes zum Ausdruck seiner grammatischen Merkmale. Wenn ein Wort flektiert (gebeugt) wird, entsteht somit eine Wortform desselben Wortes, kein neues Wort (im Sinne von Lexem). Dies stellt den Unterschied zwischen Flexion und Wortbildung (Wortableitung und -zusammensetzung) dar. Die Flexion ändert daher nicht die Wortart, sondern nur hinzutretende grammatische Merkmale.
Solche Flexionsmerkmale sind im Deutschen: Person, Numerus, Tempus, Modus, Genus, Kasus, Stärkeflexion (bei Adjektiven) (umstritten ist, ob die Steigerung von Adjektiven auch noch als Flexion zählt). Die Markierungen für Flexion (Flexive) bestehen oft in angehängten Endungen (Affixen), aber manchmal auch in anderen Prozessen, die tiefer in die Gestalt eines Wortes eingreifen, z. B. Ablaut.
Flexionsformen sind typischerweise an bestimmte Wortarten gebunden und bringen grammatische Merkmale zum Ausdruck, die mit der jeweiligen Wortart verbunden sind, z. B. das Tempus beim Verb oder der Kasus beim Nomen. Eine typische Erscheinung ist dabei auch, dass Sprachen eine Wortart in Unterklassen (Flexionsklassen) aufteilen können, in denen ein bestimmtes Flexionsmerkmal mit jeweils verschieden lautenden Flexionsformen dargestellt wird (d. h. verschiedene Flexionsparadigmen zeigt). Im Gegensatz zu diesem Sprachtyp, dem auch das Deutsche angehört, gibt es auch Sprachen, in denen der Zusammenhang zwischen Wortart (des Wortstamms) und möglichen Flexionsformen locker ist; beispielsweise können in solchen Sprachen Prädikate gebildet werden, indem verbale Endungen an einen substantivischen (bzw. kategorielosen) Stamm angehängt werden. Ein klassisches Beispiel für solche Flexibilität ist die Sprache Tagalog.
Das Auftreten von Flexion wird durch grammatische Regeln gesteuert, zusätzlich können Flexionsmerkmale mehr oder weniger stark inhaltlich interpretierbar sein. Auch bei eher bedeutungshaltigen Kategorien wie etwa Numerus (Singular/Plural) wird die Interpretierbarkeit jedoch dadurch eingeschränkt, dass grammatische Regeln aus rein formalen Gründen ihr Auftreten erzwingen können.
Die Sprachen der Welt unterscheiden sich sehr stark darin, in welchem Ausmaß sie grammatische Merkmale durch Flexionsformen anzeigen. Der Begriff flektierende Sprache (oder eigentlich flektierender Sprachbau) bezeichnet Sprachen, die in hohem Maß bei Wörtern verschiedene Flexionsformen ausbilden, ist allerdings zusätzlich dadurch charakterisiert, dass diese in fusionierter Form ausgedrückt werden, also dass auch mehrere Merkmale durch ein einziges Affix und eventuell Veränderung des Stammes ausgedrückt werden, nicht durch eine längere Kette von Affixen. Gegenbegriffe zu „flektierende Sprache“ sind also sowohl isolierender Sprachbau (wo keine Flexionsmerkmale angezeigt werden, oder allenfalls durch eigenständige Wörter) als auch agglutinierender Sprachbau (der unter Umständen lange Ketten von Affixen statt einer einzigen Formabwandlung des Wortes vorsieht).