Die Front Pembela Islam („Front der Islam-Verteidiger, Islamische Verteidigerfront“), abgekürzt FPI, ist eine mittlerweile verbotene militante islamische Massenorganisation mit Sitz in Jakarta, die für die Einführung der Scharia in Indonesien kämpft und mit Gewalt gegen diejenigen vorgeht, die ihrer Auffassung nach gegen die Scharia verstoßen oder den Islam angreifen. Hierbei orientiert sie sich an dem koranischen Prinzip des Gebietens des Rechten und Verbietens des Verwerflichen. Weitere Ziele der Organisation sind Daʿwa, Dschihad und die Errichtung eines internationalen Kalifats. Die FPI hat eine antikommunistische, antizionistische und antiamerikanische Ausrichtung und bekämpft auch die Ahmadiyya und den liberalen Islam.
Die FPI wurde am 17. August 1998 wenige Monate nach dem Rücktritt von Staatspräsident Suharto gegründet und hat Ableger in 28 indonesischen Provinzen. Über die Anzahl ihrer Mitglieder gibt es sehr unterschiedliche Angaben, die zwischen 100.000 und sieben Millionen differieren. Die meisten FPI-Mitglieder leben in der Metropolregion Jakarta. Geistiger Führer der FPI ist der arabische Gelehrte und Prophetennachkomme al-Habib Rizieq bin Hussein Syihab, dessen Familie aus dem Hadramaut stammt. Er wird von seinen Anhängern als „Groß-Imam“ (imam besar) verehrt. Nachdem verschiedene Strafanzeigen gegen ihn gestellt worden waren, floh er im Mai 2017 nach Saudi-Arabien. Am 10. November 2020 kehrt er nach Jakarta zurück und wurde von Tausenden von Anhängern in einem Triumphzug empfangen. Nach weiteren FPI-Massenveranstaltungen, bei denen gegen COVID-19-Hygienebestimmungen verstoßen wurde, wurde er am 12. Dezember 2020 in Haft genommen.
Die International Crisis Group hat 2008 geurteilt, dass es sich bei der FPI eigentlich um eine „städtische Gangsterorganisation“ (urban thug organisation) handelt.[1] Doch hat die Organisation auch viele Sympathisanten in den staatlichen Institutionen (Armee, Polizei und Justiz) Indonesiens und arbeitete eng mit verschiedenen islamischen Parteien zusammen. Deswegen und aufgrund der religiösen Rechtfertigung der FPI für ihr organisiertes gewaltsames Vorgehen hatte der Staat lange Zeit Schwierigkeiten, ihre Aktivitäten als rein kriminelle Aktivitäten zu behandeln.[2] Am 30. Dezember 2020 hat die indonesische Regierung die FPI jedoch mit einem interministeriellen Dekret verboten.[3] In dem Dekret, das von sechs Behördenleiter mit Ministerstatus unterschrieben ist, begründet die Regierung das Verbot unter anderem damit, dass die FPI eine Bedrohung für die nationale Ideologie der Pancasila darstellt, die FPI-Satzung gegen die indonesische Verfassung verstößt und in der Vergangenheit zahlreiche FPI-Mitglieder an terroristischen und kriminellen Aktivitäten teilgenommen haben. Durch das Dekret ist die FPI offiziell aufgelöst, ihre Aktivitäten und das Zeigen von FPI-Attributen und -Symbolen sind seither verboten.[4]