Gaius Musonius Rufus

Gaius Musonius Rufus (* vor 30 n. Chr. in Volsinii in Etrurien; † vor 101/102 n. Chr.) war ein römischer Philosoph. Er zählt zu den Vertretern der späten Stoa.

Musonius stammte aus Etrurien. Unter Kaiser Nero erlangte er großen Ruhm als Lehrer stoischer Lebensweisheit. Nach der Pisonischen Verschwörung verbannte ihn Nero aus Rom. In den siebziger Jahren ging er erneut ins Exil. Schließlich kehrte er unter Kaiser Titus nach Rom zurück und lehrte unter großem Zulauf bis zu seinem Tod. Da Musonius anscheinend keine Werke verfasste, ist seine Philosophie nur fragmentarisch bei Autoren erhalten, die sich auf später veröffentlichte Vorlesungsnotizen seiner Schüler stützten.

Musonius’ Lehre behandelt vor allem ethische Fragen und stellt die praktische Umsetzung philosophischer Überlegungen in den Vordergrund. Im Zentrum seiner Ethik steht die Auffassung, dass alle Menschen eine Veranlagung zu einem tugendhaften Leben in sich tragen. Durch lebenslange philosophische Ausbildung, welche die theoretischen Grundlagen und insbesondere deren praktische Umsetzung umfasst, kann man Tugend erlangen und damit gemäß der tugendhaften menschlichen Natur leben. Zur Ausbildung gehören Askese und strenge Regeln, die jeden Bereich des menschlichen Lebens erfassen. Aufgabe der Philosophie ist es, den Menschen bei seinem Streben nach dem Guten zu leiten. Sie ist die einzige Wissenschaft, welche die Seele von negativen äußeren Einflüssen befreien kann.

Sein Denken wirkte über seinen direkten Schülerkreis hinaus bis in die Spätantike nach und beeinflusste auch christliche Autoren. Die antiken Quellen spiegeln meist Hochachtung für seine Person und Lehre wider. Sie enthalten zahlreiche Legenden, die sich bereits früh um Musonius zu ranken begannen. In der modernen Forschung schwankt das Urteil über seine philosophiegeschichtliche Bedeutung stark.


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