Genealogie

Genealogie (von altgriechisch genealogéo „die Abkunft ermitteln“)[1] ist ein Fachausdruck für die vor allem privat betriebene Ahnenforschung und (geschichtliche) Familienforschung, zugleich aber auch für eine der Historischen Hilfswissenschaften. Genealogen oder Familienforscher befassen sich mit menschlichen Verwandtschaftsbeziehungen und ihrer Darstellung. Dabei richtet sich das Interesse teilweise vorrangig auf die biologische Herkunft (Ahnenforschung), teilweise auf das gesamte familiäre Umfeld sozialer Beziehungen einschließlich der affinen, Patenschafts- und anderer personenbezogener Beziehungen (Familienforschung), ähnlich wie der Begriff „Verwandtschaft“ in der geschichtswissenschaftlichen und ethnologischen Verwandtschaftsforschung verstanden wird.[2]

Als Textsorte stellt eine Genealogie die Auflistung namentlich bekannter Vorfahren einer Person dar;[3] Beispiele finden sich bereits im Alten Testament oder bei Hesiod.

Von der Familienforschung zu unterscheiden ist die Bedeutung der Genealogie als eines philosophischen Verfahrens: Sie zielt im Anschluss an Friedrich Nietzsche und Michel Foucault darauf, die Geschichtlichkeit gegenwärtiger Moralvorstellungen oder Diskurse herauszuarbeiten.

Bei der Ermittlung von Erben ist die Genealogie von Bedeutung, da nach deutschem Erbrecht auch Nachkommen von weit entfernten Vorfahren erbberechtigt sein können.

In der Biologie, insbesondere in der Tierzucht wird der Begriff Genealogie ebenfalls verwendet; hier für den rein genetischen Zusammenhang einer Gruppe von Lebewesen, die biologische Abstammung eines Lebewesens von anderen Lebewesen.

Mit der Herkunftsgeschichte von Wörtern und Begriffen befasst sich die Etymologie.

  1. Wilhelm Gemoll: Griechisch-Deutsches Schul- und Handwörterbuch. Tempsky, Wien 1908, S. 169 (Scan auf gemoll.eu; Scan auf digitale-sammlungen.de).
  2. Bernhard Jussen: Perspektiven der Verwandtschaftsforschung zwanzig Jahre nach Jack Goodys „Entwicklung von Ehe und Familie in Europa“. In: Karl-Heinz Spieß (Hrsg.): Die Familie in der Gesellschaft des Mittelalters. Vorträge und Forschungen. Thorbecke, Ostfildern 2009, S. 275–324, hier S. 304–306 (doi:10.11588/vuf.2009.0.18128).
  3. Stefan Willer, Ulrike Vedder: Art. Genealogie. In: Ansgar Nünning (Hrsg.): Metzler Lexikon Literatur- und Kulturtheorie. 5., aktualisierte und erweiterte Auflage. Metzler, Stuttgart/Weimar 2013, ISBN 978-3476024763, S. 263–264.

Developed by StudentB