Als Gentrifizierung (von englisch gentry „niederer Adel“), auch Gentrifikation, im Jargon auch die Yuppisierung (siehe Yuppie), bezeichnet man den sozioökonomischen Strukturwandel großstädtischer Viertel durch eine Attraktivitätssteigerung zugunsten zahlungskräftigerer Eigentümer und Mieter und deren anschließenden Zuzug.
Damit verbunden ist der Austausch ganzer Bevölkerungsgruppen. Der teilweise als politisches Schlagwort verwendete Begriff ist in der Stadtforschung von Bedeutung, aber theoretisch nach wie vor nicht eindeutig definiert. Interessant ist unter anderem, wieso und wo sie nicht stattfindet. Es ist auch umstritten, ob steigende Wohnungspreise Ursache oder Wirkung des Austauschprozesses sind. Erste Gentrifizierungsanzeichen finden sich immer schon vor den preislichen Änderungen im Wohnungsmarkt. Als wichtig gelten ebenso die Unterschiede im Habitus, im Geschmack, in den sozialen und kulturellen Ausdrucksweisen und symbolhaft inszenierten Konsumgewohnheiten[1] von Neuankömmlingen und der bestehenden Einwohnerschaft im öffentlichen Raum.[2][3]
Grundsätzlich unterschiedliche Erklärungsmuster der Gentrifizierung heben auf Veränderungen der sozialen und räumlichen Organisation von Arbeit ab, ebenso auf die Entstehung der Gentrifizierer – andere auf die materielle Herstellung (bzw. Reproduktion und Erneuerung) der gebauten Umwelt.[4]
Die Gentrifizierung wirkt unter anderem der in den 1950er und 1960er Jahren konstatierten Landflucht und dem Ausbau der Vorstädte entgegen und ist Ausdruck der seitdem höheren Attraktivität von einigen Innenstadtbereichen insbesondere für neue Mittelschichten. Sie ist besonders stark in Städten mit bereits im 19. Jahrhundert (vgl. Gründerzeit) erstellter Wohnbebauung in Innenstadtlagen.[5] Ein zentraler Aspekt der neueren Forschung bezieht über den Wohnungsmarkt hinaus die Konsumgewohnheiten und den Wandel des lokalen Handels mit ein.[6] Die vorigen empirischen Untersuchungen hatten die kommerzielle Gentrifizierung, die Rolle von Handel, Boutiquen und Gastronomie, gegenüber der residenziellen Gentrifizierung, dem Wandel der Wohnbevölkerung, vernachlässigt.[7]
Als Gegenmaßnahme wird das Stadtrecht im Sinne des Zugangs zur Stadt, des Rechts auf Stadt als Lebensraum auch für Gruppen eingefordert, die entsprechenden Anforderungen (etwa der neuen Mittelschichten) nicht genügen.[8] Ebenso wird angestrebt, mit Planungsvorgaben und Regulierung wie mit regionalen Initiativen Gentrifizierungsprozessen und deren Auswüchsen entgegenzutreten.[9]
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