Grapheme oder Grafeme (altgriechisch γραφή graphḗ, deutsch ‚Schrift‘ und Suffix -em) sind die kleinsten bedeutungsunterscheidenden, aber nicht selbst bedeutungstragenden grafischen Einheiten des Schriftsystems einer bestimmten Sprache.[1] Sie fassen also bedeutungsgleiche Graphe in gemeinsame Klassen zusammen.
Ein bestimmter Laut in einer gesprochenen Sprache, ein Phonem, kann auf verschiedene Weise geschrieben werden. So ist in den beiden Wörtern schrift und sprache der Wortanfang das Phonem /ʃ/ und wird einmal mit den Graphen ‹sch› und einmal mit dem Graph ‹s› dargestellt. Ähnliches gilt für die Wörter flug und vogel: das Phonem /f/ korrespondiert mit den unterschiedlichen Graphen ‹f› und ‹v›. Verschiedene Graphe, die entweder frei ausgetauscht werden können oder nach deterministischen Regeln komplementär verteilt sind, nennt man Allographe. Ein Graphem besteht aus solchen Allographen.
Die Linguistik untersucht in ihrer Teildisziplin Graphem(at)ik die Strukturen und Zusammenhänge von Graphemen, um durch die Bildung von Klassen und Konstruktionsprinzipien allgemeine Aussagen über eine Sprache und deren Verschriftlichung treffen zu können.