Als Hochindustrialisierung in Deutschland wird die Phase der industriellen Entwicklung bezeichnet, während der sich Deutschland zwischen 1871 (Gründung des deutschen Kaiserreichs) und 1914 von einem noch stark agrarisch geprägten Land in einen modernen Industriestaat verwandelte. In dieser sich teilweise mit der Gründerzeit überschneidenden Phase veränderten sich nicht nur die ökonomischen Strukturen, sondern der Prozess hatte auch direkte Auswirkungen auf die deutsche Gesellschaft. Die innerdeutschen Wanderungsbewegungen, eine verstärkte Urbanisierung und die Bildung sozialer und vorwiegend marktbedingter Klassen sind auf die Hochindustrialisierung zurückzuführen. Indirekt hatte die Entwicklung Auswirkungen auch auf die politische Kultur (Entstehung der politischen Volksparteien und Interessenverbände) und das kulturelle Leben (etwa Jugendbewegung als Protest gegen die Modernisierung).