Idealismus

„Und am Ende sind wir ja beide Idealisten und würden uns schämen uns nachsagen zu lassen, dass die Dinge uns formten und nicht wir die Dinge.“ – Schiller in seinem letzten Brief an Wilhelm von Humboldt.[1]

Idealismus (abgeleitet von griechisch ἰδέα „Idee“, „Urbild“) bezeichnet in der Philosophie die Grundposition, nach der die gesamte Realität auf Bestimmungen des Geistes zurückzuführen ist, unabhängig davon, ob es sich um Ideen, Anschauungen oder eher subjektive Bestimmungen wie „Sinneserfahrungen“ oder Gefühle handelt. Der philosophische Idealismus ist eine theoretische Position über das Wesen der Welt (Ontologie) und des Wissens (Erkenntnistheorie). Der Begriff „Idealismus“ wird semantisch vielfältig verwendet, zu Beginn des 18. Jhdts. grenzte er sich ab gegenüber dem Materialismus, dem Realismus und dem Empirismus. Er ist nicht zu verwechseln mit dem ethischen Idealismus, d. h. dem Streben nach einem ethischen Ideal in Bezug auf die Gesellschaft.[2] Im alltäglichen Sprachgebrauch kann „Idealismus“ auch eine altruistische, selbstlose Haltung bezeichnen.

Man unterscheidet für gewöhnlich zwischen ontologischem Idealismus und erkenntnistheoretischem Idealismus. Der erste wendet sich gegen den Materialismus, der behauptet, dass nur Materie existiert. Der zweite steht im Gegensatz zum naiven Realismus, der behauptet, dass die Welt so existiert, wie sie sich uns darstellt. Während der ontologische Idealismus historisch den „objektiven Idealismus“ umfasst, für den die „objektive“ Welt spiritueller (Spiritualismus) oder intellektueller (Intellektualismus) Natur ist, stellt der erkenntnistheoretische Idealismus eine der Thesen des „subjektiven Idealismus“ dar, für den die Welt durch unsere Anschauungen von ihr geformt ist.

Sehr unterschiedliche Philosophen wurden als idealistisch bezeichnet, darunter Platon, Berkeley, Kant, Fichte, Schelling und Hegel. Ihnen ist gemeinsam, dass sie die Bedeutung des Begriffs der Idee unterstreichen, obwohl sie sich in der konkreten Bedeutung voneinander unterscheiden. Leibniz ist in Deutschland der erste Philosoph, der zu Beginn des 18. Jahrhunderts das Erbe des Idealismus für sich beanspruchte, über das er hinauszugehen behauptet. Er führe den Begriff des Idealismus zunächst zu didaktischen Zwecken ein, um die platonische Ideenlehre dem Materialismus von Epikur gegenüberzustellen. Immanuel Kant ist der erste Philosoph, der sein Denken als Idealismus bezeichnet und begründet damit die Tradition des Deutschen Idealismus.

  1. Friedrich Schiller: Und am Ende sind wir ja beide Idealisten… In: schweizermonat.ch. 20. Februar 2004, abgerufen am 12. Juni 2023 (Schweizer Hochdeutsch).
  2. Oswald Schwemmer: Artikel Idealismus. In: Jürgen Mittelstraß (Hrsg.): Enzyklopädie Philosophie und Wissenschaftstheorie. 2. Auflage. Bd. 3, S. 506 f.

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