Karl-Heinz Kurras

Karl-Heinz Kurras als Angeklagter vor Gericht (1967)

Karl-Heinz Kurras, Pseudonym Otto Bohl (* 1. Dezember 1927 in Barten, Ostpreußen; † 16. Dezember 2014 in Berlin), war ein deutscher, in West-Berlin tätiger Polizeibeamter. Er war von 1955 bis mindestens 1967 auch Inoffizieller Mitarbeiter (IM) des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) der DDR. Ab 1964 war er zudem gleichzeitig Mitglied der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD) und der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED).

Bei einem Polizeieinsatz während der Demonstration am 2. Juni 1967 in West-Berlin tötete der damalige Kriminalobermeister Kurras den FU-Studenten Benno Ohnesorg mit seiner Dienstwaffe durch einen gezielten Schuss in den Hinterkopf. In den folgenden Strafprozessen wurde Kurras trotz Widerlegung der von ihm behaupteten Notwehrsituation vom Verdacht der fahrlässigen Tötung freigesprochen. Dies trug erheblich zur Radikalisierung der westdeutschen Studentenbewegung bei. Auch die später gegründeten Terrorgruppen Rote Armee Fraktion und Bewegung 2. Juni bezogen sich auf diese Tat.

Kurras’ im Mai 2009 bekannt gewordene IM-Tätigkeit löste neue staatsanwaltliche Ermittlungen zu seinem Todesschuss und eine neue Debatte über dessen Ursachen und Folgen aus. Es fanden sich keine Anhaltspunkte für einen Mordauftrag des MfS, aber neue Indizien dafür, dass Kurras Ohnesorg unbedrängt und gezielt aus kurzer Distanz erschossen hatte und dabei von umstehenden Polizisten und seinem Vorgesetzten beobachtet worden war. Die Beweislage wurde jedoch nicht als ausreichend zur Wiederaufnahme seines Prozesses angesehen. Die Ermittlungen zum Mordverdacht wurden im November 2011 eingestellt. Kurras zeigte niemals Reue, sondern hielt bis zu seinem Tod 2014 an der widerlegten Version fest, er habe in einer für ihn bedrohlichen Kampfsituation auf Ohnesorg geschossen.


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