Kulturareal Desert

Kulturareal Desert[1]
Das Kulturareal Desert innerhalb der Kulturareale Australiens[1]

Das Kulturareal Desert ist eines von 17 Kulturarealen in Australien, das komplett im sogenannten Outback liegt. In ihm wohnen 42 Stämme der Aborigines, die als eine kulturell ähnliche Einheit zusammengefasst sind und sich von Aborigines in umliegenden Kulturarealen in ihrer Lebensweise abgrenzen. Das Kulturareal erhielt seine Bezeichnung „Desert“, da es in den ariden Teilen des Landes mit der Simpsonwüste, der Gibsonwüste, der Großen Sandwüste sowie mehreren kleineren Wüsten liegt.

Die Lebensbedingungen in der Wüste bewirkten Unterschiede zu anderen Kulturarealen: zum Beispiel bezüglich der Nahrung, der Häufigkeit, mit der das Lager gewechselt wurde, und der Größe der Gebiete, die ein Stamm durchstreifte. Selbst innerhalb des Kulturareals gab es Unterschiede, insbesondere zwischen der Western Desert und der Central Desert um Alice Springs: Da die Lebensbedingungen in der Western Desert harscher waren als im relativ wasserreichen Zentrum, neigten dortige Stämme dazu, in kleineren Gruppen über größere Strecken zu wandern. Auch sprachlich gibt es klare Unterschiede zwischen den Western Desert languages und den anderen Sprachen des Kulturareals.

Trotz der Unterschiede der Kultur der Aborigines verschiedener Kulturareale gibt es auch viele Gemeinsamkeiten mit den Aborigines anderer Kulturareale: eine vorwiegend nomadische Lebensweise als Jäger und Sammler; Steinwerkzeuge, aber keine Metallbearbeitung; ein spirituell komplexes Leben, in dessen Mittelpunkt die Traumzeit und Totems stehen; ein strukturiertes Verwandtschaftssystem, das mit klar definierten Heiratsregeln und Verantwortlichkeiten für das Land einhergeht.

Die Besiedlung des Gebietes durch die Weißen erfolgte etwa 100 bis 150 Jahre später als in den meisten anderen Teilen Australiens – also ab etwa 1870, teilweise erst 1930 – dennoch war das Zusammentreffen mit den Weißen wieder von Enteignung (dispossession) der Aborigines geprägt; es kam zu gewaltsamen Auseinandersetzungen sowie Versuchen, die Aborigines zu assimilieren und sie in Ortschaften sesshaft werden zu lassen. Erst in den 1970er Jahren erhielten Aborigines aufgrund neuer Gesetze weite Teile des Landes zurück und begannen sich in der Outstation Movement in den 1980er Jahren wieder von größeren Ansiedlungen wegzubewegen. Da wegen der unwirtlichen Bedingungen die Wüste erst später von den Weißen besiedelt wurde, ist die traditionelle Kultur und Sprache zum Teil auch heute noch erhalten, wohingegen insbesondere im Südosten Australiens und in Tasmanien Kenntnisse über das traditionelle Leben der dortigen Aborigines verloren gegangen sind.

  1. a b David Horton (Hrsg.) (1994) The Encyclopaedia of Aboriginal Australia: Aboriginal and Torres Strait Islander History, Society and Culture ISBN 0-85575-234-3, zitiert nach Aboriginal Australia Map (Memento vom 6. Januar 2015 im Internet Archive)

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