Als Kulturkreis wurde früher in den Kulturwissenschaften ein großflächiges Siedlungsgebiet bezeichnet, dessen Einwohnern eine gleiche oder zumindest ähnliche Kultur zugeschrieben wurde. Der Begriff wurde 1898 vom deutschen Ethnologen Leo Frobenius als Teil seiner als überholt geltenden Kulturkreislehre geprägt.[1] Die Kulturkreislehre fasste Kulturen über ihre Gemeinsamkeiten und Ähnlichkeiten (Kulturverwandtschaften) in Kulturkreisen zusammen.
Heute wird diese Bezeichnung in der deutschsprachigen Ethnologie abgelehnt. Stattdessen wird manchmal die ideologisch auch vorbelastete Bezeichnung „Kulturareal“ verwendet, der eine geographische Geschlossenheit einer Kultur postuliert, und eng mit der Völkerlehre zusammenhängt (geographische Provinzen nach Adolf Bastian).[2]
Außerhalb der ethnologischen und historischen Wissenschaften bilden die Bezeichnungen „Kulturraum“ oder „Kulturerdteil“ im jeweiligen fachlichen Zusammenhang die gegenwärtige Situation ab. Auch diese Begriffe vertreten primär ethnographische Konzepte räumlicher Begrenztheit von Kultur, die durchaus kritisch gesehen werden.