Latein

Latein (lingua Latina)
Sprecher Nur noch als Zweitsprache
Linguistische
Klassifikation
Offizieller Status
Amtssprache in Vatikanstadt Vatikanstadt und Heiliger Stuhl
Sprachcodes
ISO 639-1

la

ISO 639-2

lat

ISO 639-3

lat

Die lateinische Sprache (lateinisch lingua Latina), kurz Latein oder Lateinisch, ist eine indogermanische Sprache, die ursprünglich von den Latinern, den Bewohnern von Latium mit Rom als Zentrum, gesprochen wurde. Die frühesten Zeugnisse reichen bis ins 7. oder 6. vorchristliche Jahrhundert zurück (Frühlatein), ab dem 3. vorchristlichen Jahrhundert liegen längere Texte vor (Altlatein), ihre volle Ausformung in der Gestalt des heute vor allem bekannten und gelehrten klassischen Lateins erreichte die (Schrift-)Sprache im ersten vorchristlichen Jahrhundert.

Latein war Amtssprache des Römischen Reichs und wurde so zur dominierenden Verkehrssprache im westlichen Mittelmeerraum. Während sich aus der gesprochenen Umgangssprache, dem sogenannten Vulgärlatein, im Frühmittelalter die romanischen Sprachen entwickelten, blieb das Latein der römischen Schriftsteller auch als tote Sprache bis in die Neuzeit die führende Sprache der Literatur, Wissenschaft, Politik und Kirche. Gelehrte wie Thomas von Aquin, Petrarca, Erasmus, Kopernikus, Descartes oder Newton haben Werke auf Latein verfasst. Bis ins 18. und teilweise bis ins frühe 19. Jahrhundert wurden die Vorlesungen an den Universitäten in ganz Europa auf Latein gehalten; Dissertationen wurden, teils bis ins frühe 20. Jahrhundert, meist auf Latein verfasst. In Polen und im Heiligen Römischen Reich war Latein bis zum Untergang dieser Staatswesen in der Zeit der Französischen Revolution Amtssprache, in Ungarn sogar bis Mitte des 19. Jahrhunderts. Für die Römisch-katholische Kirche ist Latein die wesentliche Sprache der Liturgie und der offiziellen Verlautbarungen; bis zur Liturgiereform der 1960er Jahre fanden Messen fast ausschließlich auf Latein statt und auch heute wird Latein zu diesem Zweck weiterhin verwendet. In Tausenden von Lehn- und Fremdwörtern sowie Redewendungen ist Latein heute auch in nichtromanischen Sprachen wie Deutsch oder Englisch präsent. Bei der Bildung neuer Fachbegriffe wird immer wieder auf Latein zurückgegriffen.

Wegen seiner enormen Bedeutung für die sprachliche und kulturelle Entwicklung Europas wird Latein vor allem in Deutschland,[1] Österreich und der Schweiz an vielen Schulen und Universitäten gelehrt. Für manche Studiengänge werden Lateinkenntnisse oder das Latinum verlangt.

  1. Hans-Joachim Glücklich, Lateinunterricht. Didaktik und Methodik, Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1978, 2. Aufl. 1993, S. 221.

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