Marcus Tullius Cicero (Aussprache in klassischem Latein etwa , deutsche Aussprache des Lateinischen meist [ˈt͡sɪt͡seʁo], Aussprache im Deutschen [ˈt͡siːt͡seʁoː];[1] * 3. Januar 106 v. Chr. in Arpinum; † 7. Dezember 43 v. Chr. bei Formiae) war der berühmteste Redner des alten Rom, zudem Anwalt, Schriftsteller, Philosoph und Politiker, der als Homo novus im Jahr 63 v. Chr. das Konsulat bekleidete. Als oberster Magistrat der Römischen Republik rettete er diese ein letztes Mal, indem er die Verschwörung des Catilina niederschlug. Der Senat ehrte ihn dafür mit dem Titel pater patriae (Vater des Vaterlandes).
Cicero war einer der vielseitigsten Köpfe seines Zeitalters. Als Schriftsteller war er schon in der Antike stilistisches Vorbild, dessen Werke als Muster einer vollendeten, „goldenen“ Latinität nachgeahmt wurden (Ciceronianismus). Seine Bedeutung auf philosophischem Gebiet liegt nicht in erster Linie in seinen eigenständigen Erkenntnissen, sondern in der Vermittlung griechischen philosophischen Gedankenguts an die lateinischsprachige Welt. Oft sind seine griechischen Quellen nur in seiner Bearbeitung greifbar, da sie sonst nirgends überliefert sind.
Sein umfangreicher Schriftverkehr, insbesondere die Briefe an seinen Freund Atticus, beeinflussten maßgeblich und nachhaltig die europäische Briefkultur. Diese Briefe und sein übriges Werk liefern uns ein detailreiches Bild der Zustände Roms am Ende der Republik. Während der Bürgerkriege und der Diktatur Gaius Iulius Caesars trat Cicero immer wieder für eine Rückkehr zur traditionellen republikanischen Verfassung und Herrschaftsausübung ein. In seiner politischen Praxis zeigte er eine Flexibilität, die ihm den Vorwurf des Opportunismus und der Prinzipienlosigkeit eingetragen hat und deren Bewertung in der Forschung weiterhin umstritten ist. Nach der Ermordung Caesars 44 v. Chr. wurde Cicero von den Triumvirn Antonius, Octavianus und Lepidus auf die Proskriptionsliste gesetzt und am 7. Dezember 43 v. Chr. auf der Flucht getötet.