Dieser Artikel behandelt Mimesis in den Geisteswissenschaften. Zur Mimese in der Biologie siehe
Mimese.
Mimesis (von altgriechisch μίμησις mímēsis, deutsch ‚Nachahmung‘)[1] bezeichnet ursprünglich das Vermögen, mittels einer Geste eine Wirkung zu erzielen.
Als Mimesis bezeichnet man in den Künsten das Prinzip der Nachahmung im Sinne der Poetik des griechischen Philosophen Aristoteles, im Unterschied zur imitatio, der kunstgerechten Nachahmung älterer, meist antiker Vorbilder. Platon verstand unter Mimesis die „nachahmende Rede“, die man heute als direkte Rede bezeichnet, im Gegensatz zur Diegesis, der Erzählung:
- „Sich einem andern in Sprache und Haltung anzugleichen, heißt doch, jenen nachzuahmen […] In einem solchen Fall gestalten also Homer und andere Dichter die Erzählung [diêgêsis] in der Form der Nachahmung [mimêsis] (also der unmittelbaren Wiedergabe) […] Wenn sich aber der Dichter nirgends verbirgt, dann entsteht eine Dichtung oder Erzählung ohne Nachahmung, in mittelbarer Wiedergabe […] somit einfache Erzählung [haplê diêgêsis].“[2]
Erst später wurden in der Erzähltheorie die Begriffe Mimesis und Diegesis im Sinne von Zeigen und Erzählen benutzt.
- ↑ Wilhelm Pape, Max Sengebusch (Bearb.): Handwörterbuch der griechischen Sprache. 3. Auflage, 6. Abdruck. Vieweg & Sohn, Braunschweig 1914 (zeno.org [abgerufen am 5. Dezember 2019]).
- ↑ Platon, Politeia 393c f.; Übersetzung nach Karl Vretska (Hrsg. und Übersetzer): Platon: Der Staat, Stuttgart 1982.