Muammar al-Gaddafi

Muammar al-Gaddafi beim Gipfeltreffen der Afrikanischen Union als deren Präsident, 2009
Muammar al-Gaddafi, um 1970
Unterschrift Muammar al-Gaddafis

Muammar Muhammad Abdassalam Abu Minyar al-Gaddafi oder Muʿammar Muhammad Abdassalam Abu Minyar al-Qaddhafi (arabisch معمر القذافي Muʿammar al-Qaddhāfī, DMG Muʿammar al-Qaḏḏāfī audio; * offiziell 19. Juni 1942 in Sirte, Italienisch-Libyen; † 20. Oktober 2011 in oder bei Sirte, Libyen[1]) war seit einem Militärputsch vom 1. September 1969 bis 1979 das offizielle Staatsoberhaupt und bis zu seinem Sturz 2011 als sog. Revolutionsführer der Regierungschef von Libyen mit diktatorischen Machtbefugnissen. 1975 veröffentlichte Gaddafi Das Grüne Buch, in dem er seine politischen Ziele darstellte, ein Eklektizismus aus Sozialismus, Anarchismus, Naturrecht und Nationalismus.[2] Gaddafi war von Februar 2009 bis Januar 2010 Präsident der Afrikanischen Union.

Gaddafi war der am längsten regierende Herrscher Libyens und einer der am längsten herrschenden Machthaber außerhalb von Monarchien überhaupt;[3] etwa 80 Prozent der zum Zeitpunkt seines Todes lebenden Libyer waren unter seiner Herrschaft geboren worden.[4] Gaddafi sicherte seine Macht auch durch ein rentenökonomisches, auf den Exporterlösen von Erdöl und -gas beruhendes Verteilungssystem nach innen ab.[5]

Im Februar 2011 kam es in Libyen zu landesweiten Aufständen, gegen Ende des Monats verlor Gaddafi die Kontrolle über weite Teile des libyschen Ostens an Rebellen.[6] Im März begannen auf der Basis einer UN-Resolution die Vereinigten Staaten, Kanada und mehrere westeuropäische Staaten mit Luftangriffen auf Libyen mit dem Ziel, eine Flugverbotszone durchzusetzen (Internationaler Militäreinsatz in Libyen 2011). Ab dem 27. Juni 2011 wurde Gaddafi als mutmaßlicher Kriegsverbrecher und wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit per Haftbefehl weltweit gesucht.[7] Er galt ab dem 22. August 2011 als abgesetzt und wurde von der neuen Regierung polizeilich gesucht, am 20. Oktober 2011 wurde er getötet. Nach einer Darstellung der Menschenrechtsorganisation HRW starb er nicht bei einem Schusswechsel, sondern wurde nach seiner Gefangennahme zusammen mit Personen in seiner Begleitung getötet.[8][9][10]

  1. Tagesschau.de: „Wir verkünden, dass Gaddafi getötet wurde“ (Memento vom 21. Oktober 2011 im Internet Archive), aufgerufen am 20. Oktober 2011
  2. Oliver Demny, Geschichte Libyens von der Revolution bis heute, in: Johannes M. Becker, Gert Sommer (Hrsg.): Der Libyen-Krieg, Das Öl und die „Verantwortung zu schützen“, 2. Aufl., Münster 2013, ISBN 978-3-643-11531-7, S. 40.
  3. Charles Féraud: Annales Tripolitaines.
  4. Isabelle Werenfels: Qaddafis Libyen. (PDF 301 kB, 32 Seiten) Endlos stabil und reformresistent? Stiftung Wissenschaft und Politik, Juli 2008, S. 7, abgerufen am 19. April 2011.
  5. Isabelle Werenfels: Qaddafis Libyen. (PDF 301 kB, 32 Seiten) Endlos stabil und reformresistent? Stiftung Wissenschaft und Politik, Juli 2008, S. 5, abgerufen am 19. April 2011.
  6. Chaos spreads across Libya in New York Times, 23. Februar 2011
  7. General Anzeiger, 28. Juni 2011
  8. Human Rights Watch: Death of a Dictator. Bloody Vengeance in Sirte. Abgerufen am 30. August 2023.
  9. HRW: Death of a Dictator. Bloody Vengeance in Sirte. 1. Oktober 2012, S. 26–32, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 30. August 2023; abgerufen am 23. August 2023 (englisch).
  10. Weitere Beweise für Mord an Gaddafi. In: FAZ. 17. Oktober 2012, abgerufen am 23. August 2023.

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