Nadelbinden (auch Nadelbindung[1], Schlingentechnik[2][3]) ist eine sehr alte Technik zur Herstellung von textilen Flächengebilden, die aus Einzelfäden mit Hilfe einer Öhrnadel gearbeitet werden. Beim Nadelbinden existieren zahlreiche unterschiedliche Stiche. All diesen Stichen ist gemeinsam, dass sie Variationen des Festonstichs sind und dass der Faden damit zu einer Art abgeplatteter Schraube bzw. zu mehr oder weniger komplexen Schlingenketten gebunden wird. Je nach Stichvariante, Garnstärke und individueller Arbeitsweise entstehen beim Nadelbinden unterschiedlich dichte Textilien. Anders als beim Stricken oder Häkeln braucht das Material, das beim Nadelbinden verarbeitet wird, nicht gesponnen zu sein, sondern kann bei Bedarf auch – Faden für Faden – in dem Rhythmus vorbereitet werden, in dem es verbraucht wird.[4]
Frühe Formen des Nadelbindens waren bereits in der Mittelsteinzeit verbreitet; diese Technik ist damit deutlich älter als das Stricken, das erst im späten Altertum nachgewiesen werden kann. In Nordeuropa wurde sie vereinzelt bis ins 20. Jahrhundert tradiert. Weil das Nadelbinden kaum noch gewerblich ausgeübt wird, hat die britische Heritage Craft Association es 2018 in ihre Liste der gefährdeten überlieferten Handwerke aufgenommen.[5][6][7] Im 21. Jahrhundert hat die Technik – im Anschluss an textilhistorische Forschungsarbeiten – durch die sozialen Medien neues Interesse und neue Verbreitung gefunden, besonders in der Living-History-Szene.[8]