Nationalprotestantismus

Ansichtskarte mit einer Zeichnung von Erwin Spindler, vor 1926: Der Choral Ein feste Burg ist unser Gott in nationalprotestantischer Interpretation.

Als Nationalprotestantismus wird eine im Deutschen Reich unter evangelischen Christen weit verbreitete Mentalität bezeichnet. Die Grundlagen wurden in den Befreiungskriegen 1813/15 gelegt. Im Wechselspiel mit dem deutschen Patriotismus, der sich im Lauf des 19. Jahrhunderts herausbildete, wurde aus dem traditionell eher partikularistischen Luthertum für viele evangelische Christen eine Nationalreligion. Außer den Landeskirchen lutherischen Bekenntnisses betraf diese Entwicklung auch die Unionskirchen, in denen viele Gemeinden und Einzelpersonen lutherisch geprägt waren, vor allem die Evangelische Kirche der Altpreußischen Union.

Für die nationalprotestantische Mentalität war das euphorische Erleben der Jahre 1870/71 (Reichsgründung), 1914 (Kriegsbeginn) und 1933 (NS-Machtergreifung) ebenso prägend wie die nationalen Traumata von 1918/19 und 1944/45.[1]

  1. Christel Gärtner: Generationen. In: Lucian Hölscher, Volkhard Krech (Hrsg.): Handbuch der Religionsgeschichte im deutschsprachigen Raum, Band 6/1. Schöningh, Paderborn 2016, S. 293–338, hier S. 310.

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