Neue Frankfurter Altstadt

Blick vom Domturm auf das Dom-Römer-Areal (April 2018), links das Stadthaus am Markt.
Aufwändigstes Einzelprojekt war der Wiederaufbau des Hauses zur Goldenen Waage (Januar 2018)

Die Neue Frankfurter Altstadt (auch bekannt als Dom-Römer-Viertel bzw. -Quartier) ist das Zentrum der Altstadt von Frankfurt am Main, das von 2012 bis 2018 im Rahmen eines städtebaulichen Großvorhabens rekonstruiert wurde. Unter dem Namen Dom-Römer-Projekt wurde ein rund 7.000 Quadratmeter großes Grundstück zwischen Römerberg im Westen und dem Domplatz im Osten, begrenzt durch die Braubachstraße im Norden und die Schirn Kunsthalle im Süden, neu gestaltet und bebaut. Der Alte Markt verbindet als sogenannter Krönungsweg die beiden für die Krönung der römisch-deutschen Könige und Kaiser bedeutenden Orte. Das Gebiet bildet den Kern der Altstadt, die bis zur Zerstörung bei den Luftangriffen 1944 mit ihren rund 1250 größtenteils aus dem Mittelalter und der Renaissance stammenden Fachwerkhäusern als eine der größten und bedeutendsten Fachwerkstädte galt.[1] Von Anfang der 1970er-Jahre bis 2010 war das Grundstück vollständig mit dem Technischen Rathaus und dem U-Bahnhof Dom/Römer bebaut.

Im Zuge des Dom-Römer-Projekts wurden die Plätze und Straßenzüge Alter Markt, Hühnermarkt, Hinter dem Lämmchen und Neugasse mit ihren historischen Grundstücken und Innenhöfen, darunter dem Hof Rebstock am Markt und dem Goldenen Lämmchen, weitgehend wiederhergestellt. Insgesamt entstanden 35 Neubauten, darunter 15 als schöpferische Nachbauten bezeichnete Rekonstruktionen von historischen Altstadthäusern. Als wertvollste Rekonstruktion und Prunkstück des Areals gilt das Haus zur Goldenen Waage. Für alle Neubauten galt eine 2010 erlassene Gestaltungssatzung, die unter dem Vorsitz von Christoph Mäckler entstanden war, ausschließlich steile Satteldächer zuließ und die Verwendung bestimmter Baumaterialien vorschrieb, die für Frankfurt regionaltypisch waren und sind, wie etwa Sandstein, Basaltlava (für die Sockel) und Naturschiefer. Die Baukosten wurden durch diese Auflagen so in die Höhe getrieben, dass die Kosten durch den Verkauf nicht gedeckt werden konnten und die Steuerzahler ein Defizit von 90 Millionen Euro tragen mussten.[2]

Im Baugebiet liegt der Archäologische Garten mit zwischen 1953 und 1973 ausgegrabenen Überresten der römischen Niederlassung auf dem Domhügel[3] und der karolingischen Königspfalz Frankfurt. Um die Ausgrabungen dauerhaft zu schützen und zugänglich zu halten und die zwei Meter Höhenunterschied zwischen dem Markt und der heutigen Bendergasse auszugleichen, entstand im Süden des Areals ein Ensemble aus fünf Gebäuden, das Stadthaus am Markt.

Die wesentliche kommunalpolitische Entscheidung für das Projekt fiel im September 2007 mit einem Beschluss der Stadtverordnetenversammlung. Dem gingen eine mehrjährige Planungsphase mit einem in Politik und Öffentlichkeit überwiegend negativ bewerteten Architekturwettbewerb voran sowie die Beteiligung von Öffentlichkeit und Bürgerinitiativen wie den Freunden Frankfurts. Insbesondere das bürgerliche Engagement führte zur altstadtorientierten Planung des Dom-Römer-Projekts. Die 35 Entwürfe der Neubauten wurden 2010/11 in mehreren Architektenwettbewerben mit mehr als 170 Teilnehmern ermittelt. Ende Januar 2012 fand die Grundsteinlegung statt. Ende 2017 waren alle Häuser von außen weitgehend fertiggestellt. Am 9. Mai 2018 wurden die Bauzäune entfernt und das neue Quartier der Öffentlichkeit vollständig zugänglich gemacht.[4][5] Vom 28. bis 30. September 2018 fand ein dreitägiges Altstadtfest zur Eröffnung statt.[6][7] Zwischen 250.000 und 300.000 Menschen kamen zu dem Bürgerfest nach Frankfurt.[8] Im März 2019 erhielt das Frankfurter Dom-Römer-Projekt den renommierten internationalen MIPIM-Award.[9]

  1. Manfred Gerner: Fachwerk in Frankfurt am Main. Frankfurter Sparkasse von 1822 (Polytechnische Gesellschaft) (Hrsg.), Verlag Waldemar Kramer, Frankfurt am Main 1979, ISBN 3-7829-0217-3.
  2. https://www.fr.de/frankfurt/millionen-euro-defizit-altstadt-11001111.html
  3. Jürgen Wahl: Der römische Militärstützpunkt auf dem Frankfurter Domhügel. Mit einer Untersuchung zur germanischen Besiedlung des Frankfurter Stadtgebiets in vorflavischer Zeit. Habelt, Bonn 1982, ISBN 3-7749-1960-7 (= Schriften des Frankfurter Museums für Vor- und Frühgeschichte 6).
  4. Die Bauzäune fallen: Eröffnung der neuen Frankfurter Altstadt bei par.frankfurt.de, der früheren Website der Stadt Frankfurt am Main
  5. Matthias Alexander, Rainer Schulze, Helmut Fricke: Die neueste Altstadt der Welt. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung. 9. Mai 2018 (FAZ.net [abgerufen am 6. November 2018]).
  6. Altstadtfest Frankfurt, offizielle Website, abgerufen am 1. Oktober 2018.
  7. Referenzfehler: Ungültiges <ref>-Tag; kein Text angegeben für Einzelnachweis mit dem Namen Rahmenkonzept.
  8. Über 250.000 Besucher: Alle wollten zum Altstadtfest bei par.frankfurt.de, der früheren Website der Stadt Frankfurt am Main, abgerufen am 1. Oktober 2018.
  9. Auszeichnung durch Messe-Award: Stadt Frankfurt gewinnt Preis für neue Altstadt, fnp.de, 16. März 2019.

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